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Dieses astronomische Beobachtungstagebuch ist keine Sammlung spektakulärer Erfolge, sondern soll ein Spiegel ganz "normaler" Laien-Beobachtungen sein, soll Anregungen, Ermutigungen und Trost für Alltagsbeobachter mit eher kleinem Gerät (bis 5 Zoll) geben. Auch Misserfolge werden gelegentlich beschrieben. Wichtig ist mir auch, auf den Zusammenhang der Beobachtungsmöglichkeiten mit Jahreszeit, Tageszeit, Mondstand und Sehbedingungen hinzuweisen. Überwiegend verwende ich Ferngläser von 50 mm bis 110 mm. Dazu ein eVscope 2 und ein Maksutow 127/1500. |
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30.05.2023 - 22:00 bis 22:45 Dreiviertelmond, klare Nacht. Leider sind die klaren Nächte schon seit einigen Monaten meist mit Mondlicht aufgehellt. Und umgekehrt galt: Um Neumond herum war der Himmel nachts meist bewölkt. Also schaue ich mir heute einmal den Mond genauer an, wenn er schon so schön dasteht auf halber Höhe. Ausrüstung: Triton-Stativ, Skywatcher GTiX-Montierung, Celestron Maksutov 127/1500, TS-Optics 8x50 Winkelsucher. Okulare: Svbony Plössl 40mm, Baader Morpheus 17.5mm, Omegon Redline 70° 5mm. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Ortsrand. Mit dem 40mm-Okular steige ich ein zum Überblick, ich probiere den Omegon Premium Mondfilter, der bringt aber für den Kontrast fast nichts, stattdessen wird es schwieriger, in den Fokus zu kommen. Das Morpheus-Okular bringt ein schönes, fast okularfüllendes Mondbild, zeigt auch schon Details wie die Zentralberge im Copernicus. Richtig detailreich wird es dann mit dem 5mm-Okular, allerdings auch schon etwas unscharf, das Auflösungsvermögen der Tubus-Optik wird mit 300facher Vergrößerung deutlich überschritten, aber es ist noch erträglich, da das Okular gut gebaut ist. Ich schaue mir Plato an, die Alpen und die Teneriffa-Berge daneben plus Mons Pico. Einige Tage früher wären die plastischer gewesen, aber dafür ist der Kraterboden von Plato jetzt besonders beeindruckend in seiner klaren Glätte. Die reine Idee ... Die GTiX-Montierung ist bei 300facher Vergrößerung auch überfordert, ich muss die Nachführung öfter korrigieren. |
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31.05.2023 - 22:45 bis 23:30 Weils gestern so schön war, heute gleich nochmals: Mondsicht. Klare, trockene Luft. Ausrüstung: Triton-Stativ, Skywatcher GTiX-Montierung, Celestron Maksutov 127/1500. Okulare: Svbony Plössl 40mm, Svbony 68° 9mm. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Ortsrand. Anpeilen mit dem Plössl 40mm. Das Svbony 9mm ist dann sehr tauglich, ich bekomme ein plastisches, scharfes Bild. Die 167fache Vergrößerung wird vom Tubus noch gut verkraftet. Da heute die Blendung deutlich stärker ist als gestern, setze ich wieder den Mondfilter auf, der bei diesem Okular besser funktioniert als gestern beim Plössl. Und ich bin sehr dankbar für den Filter, den Augen tut er gut. Am Schattenrand kann ich den Krater Gassendi konturenreich beobachten, seine Zentralberge und der westliche Bergrutsch sind eindrucksvoll auszumachen. Seine "Rimae" kann ich nur ahnen. |
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02.06.2023 - 22:30 bis 24:00 Fast Vollmond, er steht in Südost bis Süd, stark aufgehellter Himmel, klar. In der dunkelsten Ecke stehen Herkules und die Leier. Ausrüstung: Triton-Stativ, Skywatcher GTiX-Montierung, Celestron Maksutov 127/1500. Okulare: Svbony Plössl 40mm, Baader Morpheus 17.5mm. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Ortsrand. Zu Beginn um halb 11 ist nicht einmal der Kugelhaufen M13 in Herkules gut auszumachen mit dem 40mm, später aber sehr gut in seiner markanten Dreiecksstellung mit HD 150998 und HD 150679. Schön zeigt sich auch der Haufen M92. Den tiefer stehenden und weniger lichtstarken M56 kann ich nicht erkennen. Gegen Mitternacht wird der Himmel etwas dunkler und der Nachbar hat endlich seine grelle Terrassenbeleuchtung abgeschaltet, ich kann nun auch den Ringnebel in der Leier trotz bescheidener Bedingungen wunderbar ausmachen. Für den Hantelnebel ums Eck reichts aber nicht, der ist zu nahe an der Horizonthelligkeit (B35, Raum Bretten, Fernraum Heilbronn-Stuttgart) und nur zu ahnen. Das Baader Morpheus dunkelt mit seiner hohen Vergrößerung zu stark ab für Nebel und Kugelhaufen, macht allerdings auch ein beeindruckend kontraststarkes Sternenbild. |
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03.06.2023 - 23:00 bis 23:20 Vollmondkino, er steht wenig über dem Horizont, vor ihm ziehen Wolkenfetzen vorbei. Ausrüstung: Fujinon FMTR-SX 10x50. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Ortsrand. Magisch schon mit bloßen Augen! Im Glas wird der Anblick zum Kunstwerk. Der Mond steht leuchtend klar und perfekt gerundet. Unter ihm flackert rötlich, winzig und doch bestimmt, Antares, der "Gegen-Mars", der Marsähnliche. Stünde er nicht 600 Lichtjahre von uns entfernt, sondern an Stelle des Mondes, würde er den ganzen Raum bis zur Sonne und etwas darüber hinaus einnehmen. Die vorbeiziehenden Wolkenfetzen wirken im Fernglas wie Schatten, die über den Mond ziehen, bisweilen auch wie über seine Krater und Berge und Mare ausgegossene schwarze Tusche. Ein grandioses Schauspiel, für das man einen guten Sitz haben sollte, mit Armlehnen, um die Ellbogen aufzustützen beim Halten des Glases. |
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04.06.2023 Eine klare Nacht mit einem Fast-noch-Vollmond, der knapp über dem Horizont steht. In Frage kommt zur Betrachtung vor allem der Bereich Kepheus-Drache-Schwan-Leier-Herkules. Venus ist auch noch für einige Zeit schön als Abendstern zu beobachten. Ausrüstung: Triton-Stativ, Skywatcher GTiX-Montierung, Celestron Maksutov 127/1500. Okular: Svbony Plössl 40mm. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Ortsrand. Die Kugelsternhaufen M13 und M92 konnte ich super sehen, die anderen im Bereich Kepheus-Drache-Schwan-Leier-Herkules leider nicht. Dafür den Ringnebel in der Leier wieder ohne Probleme und sogar den Blinkenden Nebel im Schwan, der mir zuzwinkerte. Und oben beim Zenit hab ich dann tatsächlich am Großen Bären bei Alkaid ganz schwach den Doppelfleck der Whirpool Galaxie M51 ausmachen können - M101 und Bode M81 waren dagegen nur ein Ahnungs-Hauch. Auch eine Vollmondnacht kann also einiges zeigen, wenn der Mond tief genug steht. |
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07.06. bis 11.06.2023 Da bin ich in der Eng, im Karwendel-Gebirge. Ich reise mit ÖPV, kann also nicht so viel Ausrüstung mitnehmen, und das Wetter ist eher regnerisch-bewölkt. Aber die Nacht vom 09. auf den 10. Juni ist phantastisch, mit nur geringer Lichtverschmutzung. Mit Rücksicht auf Liebhaber der Dunkelheit löscht das Hotel seine Terrassenbeleuchtung bereits um Mitternacht - statt wie bisher erst um 2 Uhr. Ausrüstung: TS 20x80 Triplet, Neiger Manfrotto MHXPRO-3W, Verlängerungsstück Vbestlife LR-252, Cullmann Klemme CC60. Wanderfalke Liegesofa. Standort: Nähe Hotel Eng am Ahornboden. Die Klemme montiere ich an den Holzbänken entlang dem Ahornboden-Weg. Ich muss mich schon etwas verrenken, um was zu sehen. Die Horizonthelligkeit reicht hier im Osten zwar bei weitem nicht so hoch wie zuhause in Bruchsal, dafür stehen einige Berge im Blickfeld. Ich löse einige Doppelsterne wie Mirfak und Albireo auf. Die Kugelhaufen M3 und M13 sind wunderbar zu sehen als große, helle Bälle. Die Bärengalaxien sind zu ahnen, stehen aber zu weit oben beim Zenit für eine geduldigere Beobachtung. Vom Milchstraßenband ist leider wenig zu sehen, es zieht sich knapp über die Berge im Osten. Irgendwann gebe ich das Suchen auf und lass mich auf dem Rücken im Liegesofa ausgestreckt mit dem Glas nur noch treiben durch die Sternenflut. |
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23./24.06.2023 23:30-00:30 Eine sternklare Nacht, und der Mond ist noch nicht zu stark. Dennoch starke diffuse Hintergrundhelligkeit. In der Nachbarschaft wunderbar dunkel, ich habe mit Nachbarn über deren Außenbeleuchtung mit Bewegungsmelder gesprochen und die waren so nett, den neu einzustellen, damit er nicht so oft reagiert. Ausrüstung: Fujinon 10x50, APM 20x110 ED, Freihand bzw. mit Aufhängung. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Loggia Ortsrand. Mit dem Fujinon kann ich bei nur 10facher Vergrößerung die kleinen Sternbilder/Asterismen schön anschauen, die gerade im Osten vor mir stehen, Fohlen, Delphin, Pfeil, Kleiderbügel. Und dann kann ich die Stärken des aufgehängten 110er-Glases nutzen und M71 im Pfeil, M15 beim Fohlen und den Hantelnebel betrachten. Der Kugelhaufen M15 ist geradezu stechend von Licht, M71 weit schwächer, erscheint mir aber ausgedehnter. Am Hantelnebel M27 beim Pfeil kann ich die längliche Form mit der mittigen Verschlankung erkennen. |
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26.06.2023 00:40-01:20 Eine sternklare Nacht, der Mond ist allerdings schon fast 1/2 und überstrahlt bis etwa Mitternacht kräftig. Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Explore Scientific OIII-Filtern, Aufhängung. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Loggia Ortsrand. Ich mach mich auf zum Schleiernebel. Es ist zwar keine wirklich dunkle Nacht in wirklich dunkler Lage, aber es lohnt sich doch. Anders als von Teleskopbeobachtungen oft berichtet sehe ich nicht vor allem NGC 6960 (Westlicher Schleiernebel-Cirrusnebel/Hexenbesen), sondern NGC 6992/6995 (Östlicher Schleiernebel-Cirrusnebel/Fledermausnebel). Vom Hexenbesen sehe ich nur einen hellen Streifen nördlich von 52 Cygni deutlich und südlich einen sehr schwachen Streifen. Der Fledermausnebel zeigt sich dagegen sehr gut in seiner charakteristischen Sichelform mit Verdickung im Süden. Dazwischen erkenne ich nördlich einige diffuse Helligkeiten, NGC 6974 zugehörig. Dann besuche ich noch den Hantelnebel, der mit dem OIII-Filter ganz rund zu sehen ist, mit länglicher kleinhantelförmiger Aufhellung mittig-quer. Aber wohlgemerkt: nicht zu sehen wie auf den prächtigen Fotos, sondern eben nur einer der berühmten "Wattebäusche". Dennoch beeindruckend: Da ist etwas - von dem wir mehr wissen als sehen. |
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12.07.2023 23:00-23:15 Der Mond ist schon wieder sehr schlank und geht spät auf, aber die Sonne ist noch in ihrer Mittsommerlaune, verschwindet nur flach und wenig unter dem Horizont. Also nicht wirklich optimal, dazu Bewölkung. Aber kurz finde ich ein günstiges Fenster im Süden. Ausrüstung: Fujinon FMTR-SX 10x50. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Loggia Ortsrand. Kaum Horizonthelligkeit im Süden. Antares, der Gegen-Mars, glüht prächtig, zu ahnen ist daneben der Kugelhaufen M4. Schön zu sehen auch mit 10x50, obgleich noch sehr niedrig stehend, sind der Lagunen-Nebel M8 und der Trifid-Nebel M20 - von Letzterem vor allem seine Sternanhäufung. Als ich aber die Aufhängung für das große Glas vorbereite, um weitere Nebel und Sternhaufen dort bei Skorpion und Schütze anzuschauen, ziehen dünne Schleierwolken über das Milchstraßenband und vom Horizont her kommt ein breiteres Wolkenband. Schade. |
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14.07.2023 00:50-01:10 Nach einem Theaterbesuch gibt es spät in der Nacht wieder ein lockendes Fenster im Süden für kurze Zeit zwischen Wolken. Danach ists kurz wolkenverhangen und dann kommt völliges Aufklaren, aber ich bin zu müde, nochmal rauszugehen um 2 Uhr. Ausrüstung: Fujinon FMTR-SX 10x50. TS Optics 20x80 Triplet. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Loggia Ortsrand. Um den schönen, klaren, dunklen Moment nicht zu verpassen, bleibe ich bei Freihand, erst mit dem Fujinon, das eine gewaltige Sternenfülle zeigt. Wunderschön damit zu betrachten sind der Kleiderbügel und der Delfin. Dann besuche ich den Hantelnebel M27 beim Pfeil und spüre den Wildenten-Haufen M11 von Altair her auf. Mit dem 20x80 werden die beiden dann prägnanter, vom Wildentenhaufen sind erste Sterne aufzulösen. Sogar den Kugelhaufen NGC 6934 beim Delfinschwanz kann ich mit dem 20x80 sicher ausmachen, auch wenn er nicht viel größer erscheint als ein Stern. Er steht über einer charakteristischen T-Formation und ist leicht zu finden auf der Linie der Sterne HD 196245 - HD 196123. M15, der schöne Kugelhaufen mit bekanntem Schwarzem Loch und Planetarischem Nebel in Pegasus, beim Fohlen, ist leider von Wolken verschleiert und nur kurz zu erhaschen. |
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14./15.07.2023 23:30-1:30 Fast Neumond und klarer Himmel ab 23 Uhr, der Mond zudem noch unter dem Horizont, in der Nähe der Sonne, im Norden. Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung. Unistellar eVscope2. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Loggia und Terrasse Ortsrand. Zuerst mit dem 20x110 nach Südost, Lagunen-Nebel und Trifid. Dann zum kleinen Kugelsternhaufen M28, dann zum prächtigen Kugelsternhaufen M22, der schon 1665 entdeckt wurde, leider selten zu sehen ist. Neben ihm die kleine farbenfrohe Sternen-Schatztruhe beim roten 24 Sagittarii. Und weiter nach oben komme ich zum gleichfalls bunten Schützen-Sternhaufen M24, genauer eine Sternwolke, genannt "Delle Caustiche". Auch sonst ist es sehr schön, im Schützenarm spazieren zu gehen, obgleich es mir heute nicht gelingt, Omega- und Adler-Nebel zu identifizieren im Gewimmel, das sich zeigt. ![]() Mit dem eVscope gehe ich dann Nordost noch zu einigen Planetarischen Nebeln und Galaxien. Sehr schön kann das Gerät den Ringnebel herausarbeiten. Der Blaue Schneeball-Nebel zeigt seine Farbe, aber kaum Struktur. Mehr Geduld brauche ich bei der Fireworks-Galaxie, NGC 6946. Sie kommt erst nach zwei Minuten allmählich als Lichtfleck auf dem Bildschirm zum Vorschein und Minute für Minute enthüllen die Algorithmen von Unistellar dann ihre fuchtelnden Arme. Nach 9 Minuten ist sie "fertig" (s. Bild). |
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16.07.2023 23:00-24:00 Nochmal ähnliche Bedingungen wie vorgestern. Der Himmel etwas heller, obgleich noch weniger Mondlicht da ist. Bin früher dran. Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung und UHC-Filter. Unistellar eVscope2. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Loggia und Terrasse Ortsrand. ![]() Heute habe ich auch ohne Filter keine Probleme, Omega- und Adler-Nebel auf Anhieb mit dem 20x110 zu sehen, da sie nicht im Sterngewimmel untergehen. Mit UHC-Filter kommen die "Wattebäusche" dann noch besser zum Vorschein. Beim Trifit-Nebel bringt UHC nicht viel. Unistellar zaubert mir in 2 Minuten den Hantelnebel schön auf den Monitor (s. Bild). |
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17.07.2023 23:00-23:45 Neumond, vollkommen klarer Himmel. Perfekte Bedingungen - allerdings erst ab etwa 1 Uhr, da bin ich schon im Bett. Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung und OIII-Filter. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Loggia Ortsrand. Konzentrierte 45 Minuten, die vor allem den vier Nebeln unterhalb und oberhalb der berauschenden Schützen-Sternwolke gelten. Mit OIII-Filter gewinnen alle nochmals gegenüber UHC gestern, auch wenn der Trifit-Nebel weiterhin weitgehend verborgen bleibt, nur einzelne kleine, fusselige Aufhellungen zeigt. Der Lagunen-Nebel wird zu einem beeindruckenden Watte-Ring, der Omega-Nebel präsentiert einen hell schimmernden Keil und der Adler-Nebel kommt als hellgraue Watte-Amöbe daher. Ab halb Zwölf kann ich dann noch den Kugelsternhaufen M4 beim rötlich flirrenden Antares sehen, der davor nur zu ahnen war. |
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21.07.2023 22:30-23:30 Der Mond noch klein und ganz im Westen, die flache Sonne ab 23 Uhr störend durch reflektierende Wolken in Nordwest. Schönes Wolkenfenster im Osten, das sich ab 23:30 schließt. Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung und OIII-Filter. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Dachterrasse Ortsrand. Gute Bedingungen für den Schwan, auch wenn er schon sehr hoch steigt. Halb auf dem Rücken liegend genieße ich einen langen Spaziergang in seinen Sternwolken, immer wieder schön ist der Haufen M39 mit seiner farben- und strukturenreichen Umgebung, bis hin zum Granatstern. Vom Nordamerika-Nebel und vom Sichel-Nebel sehe ich trotz OIII nur schwache Ahnungen von Helle, gut erkennbar nach einigem geduldigen Schauen ist der östliche Schleiernebel, NGC 6995. |
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01.08.2023 22:00ff Vollmond - und zwar ein "Supermond". Morgen, am 02.08., 7:52 Uhr, erreicht der Mond seine geringste Entfernung zur Erde, gerade mal 357.311 Kilometer. Ausrüstung: Fujinon FMTR-SX 10x50. Eine schöne Nacht für Vollmondkino. Als ich zuerst schaue steht er nur wenig über dem Horizont hinter üppigen Wolkenhaufen, die er von hinten illuminiert, eine Stimmung wie erster Tag der Schöpfung. Später in der Nacht sehe ich ihn in voller Pracht mit vorbeihuschenden dünnen Wolkenfetzen besprenkelt, seine Oberfläche ist nur vage zu erkennen. Die kommenden Nächte dürften auch wunderschöne Bilder bringen. |
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03.08.2023 22:20-22:50 Fast noch Vollmond, der erst 22:40 aufgeht. Im Südosten überwiegend klarer Himmel. Erstaunlich dunkel, die Sonne geht schon um 21 Uhr unter, der Mond erst spät im Osten auf, dann allerdings zügig den Himmel auch im Süden aufhellend. Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Loggia Ortsrand. Ganz wunderbar offenbaren sich für kurze Zeit die vier Schütze-Schild-Nebel und was sonst noch dort zu sehen ist, vor allem die Kugelhaufen in Schütze und Skorpion M55, M22, M28, M62, M19, M4 und M80 (von Ost nach West) sowie die drei Schütze-Sternhaufen M25, M24 und M23 weiter oben. Dann geht um 22:40 wie eine glühende Orange der Mond auf. Ein prächtiges Schauspiel, brillant der westliche Rand, schon abgedunkelt, mit einem plastischen Mare Crisium und darunter einer Kette scharf gezeichneter Wallebenen/Krater von Langrenus bis Furnerius. Auch der abnehmende Mond hat seine Reize, nicht nur der zunehmende. Und diese Nacht zeigte sie besonders prägnant. Dabei bewährte sich die Fernglasaufhängung auch im Stehen! Anlehnen ist dabei natürlich von Vorteil. |
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10.08.2023 22:30-23:30 Der Mond schon wieder schwach, er kommt ohnedies erst spät in der Nacht über den Horizont. Vollkommen klarer Himmel, gelegentlich mit Schwaden feuchter Luft durchzogen, die Höfe um die Sterne bilden. Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung. Unistellar eVscope2. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Loggia und Terrasse Ortsrand. Eine intensive Stunde mit den Kugelhaufen beim Schlangenträger. Leider verschwinden Schütze und Skorpion schon wieder zügig ![]() Danach wechsle ich auf die andere Hausseite zum 20x110-Glas für die Schlangenreihe M14, M10, M12 und M5, wobei M14 schwierig aufzufinden ist, in wenig markantem Umfeld und lichtschwach. Ich ging von Cebalrai Richtung Sabik bis zur Dreierreihe HD159447/-357/-272 und dem Paar HD 158809/HD 158738. Östlich des Paares stand er. |
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11.08.2023 22:15-24:00 Kein Mondlicht, aber ringsum starke Horizonthelligkeit (Wochenendverkehr, Partylaune?). Klarer Himmel, die Milchstraße sichtbar als Kette grauer Putzlappen, immerhin. Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung. Unistellar eVscope2. Standort: Weinberge bei Bruchsal-Obergrombach. ![]() Ähnlich wie gestern gehe ich durch die Kugelhaufen beim Schlangenträger spazieren. Danach schaue ich mit dem eVscope noch nach den Bode-Galaxien. Die lichtschwächere M82 - die Zigarrengalaxie - zeigt sich in voller Pracht, knapp 2 Minuten reichen für ein schönes Bild. M81 präsentiert zwar sofort ihren sehr hellen runden Kern (VM 6.77), aber für die Spirale muss ich die Enhanced Vision länger arbeiten lassen, das Bild entstand nach 20 Minuten. M81 ist gegenüber M82 verkleinert. Beide sind auch mit dem Glas zu sehen, aber nur als länglicher bzw. runder Lichtschein bei Dubhe (Großer Bär). |
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15.08.2023 22:15-23:30 Neumond, klarer Himmel. Aber hohe Luftfeuchtigkeit, Taufall, insgesamt stark aufgehellter Himmel. Gegen Mitternacht zieht Bewölkung auf. Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung, OIII-Filter. Unistellar eVscope2. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Dachterrasse. Ich schaue heute mit beiden Geräten im Wechsel vorwiegend Richtung Nordost. Die Himmelshelligkeit ist so groß, dass ich mit dem Glas M33, die Dreiecksgalaxie, nicht wahrnehmen kann. Zumindest ist ihre Position vorzüglich zu bestimmen in der markanten "Kiste" aus HR 503, HD 8909, HD 9224 und HR 485. Ansonsten ist der Bereich von Andromeda, Perseus und Kassiopeia mit seinen Offenen Sternhaufen einigermaßen (die dunkleren Sterne gehen heute verloren) gut "abzuglasen". Den Seelennebel kann ich selbst mit OIII-Filtern und viel Mühe nicht wahrnehmen. Lediglich die eingebetteten Sternhaufen sind über die helleren Sterne auszumachen. ![]() Auch mit dem eVscope erwische ich vom Seelennebel nichts bei 16 Minuten Belichtungszeit. Ich mache stattdessen eine kleine Serie von Aufnahmen Planetarischer Nebel. Die zeigt schön die Aufteilung in Nebel mit Ringstruktur (am bekanntesten der auch so benannte Ringnebel, M57) und solche mit Sanduhrstruktur (am bekanntesten der Hantelnebel, M27). Von der zweiten Gruppe beeindruckt mich vor allem der Kleine Hantelnebel, M76. Seine beiden Haken (s. Bild) arbeitet das eVscope in 12 Minuten anschaulich heraus. |
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02.09.2023 22:30-23:30 Noch fast voller Mond. Klarer Himmel. Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung. TS 20x80 Triplet mit Stativ. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Dachterrasse. Das 20x110-Glas bringt trotz des stark aufgehellten Himmels noch guten Kontrast zustande für einen schönen Spaziergang durch das Sternbild Giraffe/Camelopardalis und dessen Nachbarschaft. Ich habe mir vor allem Kembles Kaskade und den Eulenhaufen vorgenommen und beides gelingt. Das Sternbild Giraffe beeindruckt durch die Farbigkeit in seinem Bereich, die der helle Himmel heute allerdings stark abschwächt. Die Dreierlinie von HR 1158, HR 1129 und BD Camelopardalis/HR 1105 (weiß, gelb, orange) ist dennoch sehr schnell und unverwechselbar zu finden. Neben ihr startet Kembles Kaskade, ein Asterismus von etwa 20 kleineren Sternen, die dort fast in Falllinie nach unten perlen auf die Höhe des Haufens NGC 1502, von dem ich allerdings nur einen ausgefransten hellen Punkt sehe. Etwa in der Mitte liegt der bläuliche HR 1204, dessen Farbe heute kaum auszumachen ist. Auch weitgehend ohne Farben ist der Anblick der Kaskade jedoch atemberaubend. Es fällt schwer, hier nur den Zufall am Werk zu sehen, aber faktisch sind die Sterne dieser Kette ganz unterschiedlich weit von uns entfernt. Den lichtschwachen Eulennebel NGC 1501 am unteren Ende kann ich dann leider nicht finden. Auf dem Weg zum Eulenhaufen verweile ich einige Zeit beim interessanten Doppelhaufen Ha-Chi-Persei. Im Sternbild Kassiopeia entdecke ich beim Stern Ruchbah ohne Probleme den kuriosen und gerne fotografierten Eulenhaufen (Dragonfly Cluster), NGC 457. Seiner beiden aufgerissen scheinenden "Augen" wegen, Phi Cassiopeiae/HD 7927 und HD 7902 (die beide nicht zum Haufen gehören), wird er auch "E.T." genannt. Ein unbedingt lohnendes Ziel, auch mit dem Fernglas. Am Stativ genieße ich noch mit dem 20x80 den Anblick des leicht abgespeckten Mondes (Vollmond war am 31.08.). Am Terminator zeigt sich das Mare Crisium als weite Schüssel und die beiden Krater Cleomedes und Endymion nördlich darüber erscheinen als markante Ausstülpungen. |
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07.09.2023 22:00-23:00 Mond nimmt ab Richtung ein Viertel, dazu geht er erst um ca. 23:30 Uhr auf. Klarer, dunkler Himmel. Kurzfristig herrliche Bedingungen, Milchstraßenband als hellgrauer, feiner Gries. Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Loggia. Heute steht der Wassermann buchstäblich vor mir Richtung Südost auf dem Horizont. Ich beginne oberhalb von ihm beim einfachen Kugelhaufen M15, gehe weiter zum etwas schwierigeren (für das Fernglas) NGC 6934, der ganz deutlich von seinem Hintergrundstern BD +06 4572 abzugrenzen ist. Dann schweife ich in einem großen Bogen über Altair zum Wild Duck Cluster (M11) im Schild, das bei den günstigen Bedingungen heute im Glas dem Eulenhaufen ähnelt, ein kleines Gespenst mit nur einem, schwächeren, Auge. Von Saturn, der im Bauchnabel des Wassermanns steht, klettere ich dann hoch zu Sadalmelik und Sadalsuud, von Sadalsuud nach oben zur Sternenkette HD 207136 bis HR 8263 mit dem imposanten Kugelhaufen M2 in der westlichen Verlängerung. Danach geht es von Sadalsuud weiter zu Mu Aquarii bei Albali und runter zu Nu Aquarii. Dort kann ich mit etwas Mühe drei der vier DSO finden, die sich hier zusammenfinden, NGC 7009, M73 und M72. Die Zwerggalaxie Aquarius als Vierte im Bunde ist mit einer VM von +14 leider weit außerhalb der Möglichkeiten meines Glases. Am eindrücklichsten zeigt sich NGC 7009, der Saturnnebel, mit einem breitgezogenen bläulichen Glimmen. Entdeckt wurde dieser Planetarische Nebel am 07.09.1782, vor genau 241 Jahren, von William Herschel. Der Offene Haufen M73 ist mit etwas Geduld an seinen Ausfransungen von einem Stern zu unterscheiden. Bei indirektem Sehen leuchtet der Kugelhaufen M72 heller auf als der benachbarte Stern HR 7976. Die Sternenkette Nu Aquarii bis HR 7976 bietet eine vorzügliche Orientierung, um die drei Objekte sicher auszumachen. Der Helixnebel steht leider zu tief am Horizont. |
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19.09.2023 04:00-05:00 In den frühen Morgenstunden klarer Himmel Richtung Südost. Ausrüstung: Fujinon 10x50 mit Astronomik Hß-Filter 12nm einseitig. TS Optics 15x70 mit UHC-Filter beidseitig. Bruchsal-Obergrombach Ortsrand. Der Orion steht wunderbar im Südosten. Mit dem 15x70er Glas und UHC kann ich den Orion-Nebel schon in seinen Verästelungen/Ausfransungen sehen und ohne Filter das Trapezium mit den Nachbarsternen auflösen. Vergnüglich zu besuchen sind auch die zahlreichen Sternhaufen in der Umgebung, plastisch vor allem CR69 mit der doppelten Dreierreihe um Meissa und der Haufen NGC 2244 im Rosettennebel mit dem faszinierenden Sechser-Barren. Leider aber kann ich außer dem Orion-Nebel keinen weiteren Nebel wahrnehmen, trotz UHC bleiben Rosettennebel und Konusnebel stumm. Mit dem 10x50 und Hß-Filter mache ich mich auch auf zum hochstehenden Kalifornien-Nebel. Aber nichts ist zu sehen. Wie machen das die Leute, die mitteilen, ihn auch einfach mit vor das Auge gehaltenem Hß-Filter gesehen zu haben? In der Wüste von Arizona? |
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23./24.09.2023 Der Mond ist schon halb, geht aber früh unter. Abziehende Bewölkung, hohe Luftfeuchtigkeit (Höfe). Ausrüstung: TS Optics 15x70 mit Baader Hß 5,5 nm beidseitig, aufgestützt. Bino Bandit. Bruchsal-Obergrombach Ortsrand. Die Plejaden kommen allmählich über den Horizont. Von ihnen aus gehe ich gegen Mitternacht zum östlich liegenden Kalifornien-Nebel. Eine halbe Stunde schaue ich mir fast die Augen aus dem Kopf für den Kalifornien-Nebel. Was ich sehen kann, ist gelegentlich im nördlichen Bereich ein leichtes fast weißes Flackern. Ansonsten die gleichen schwachgrauen Schlieren, die ich auch in anderen Himmelsausschnitten in der Nähe sehen kann. Ich könnte mir die als Kalifornien-Nebel einreden, aber ehrlich: Ich sehe ihn nicht! Sehr gut finden kann ich allerdings trotz engem Filter (5 nm) von Xi Persei/Menkib aus das Dreieck HD 24960, HD 24747, HR 1234. Selbst HD 25338 und HD 25538, die mit HR 1234 in einer Linie stehen, sind auszumachen. Seine Position habe ich also exakt. Um 4 Uhr morgens versuche ich noch mein Glück mit IC 434/Pferdekopfnebel im Orion, bei Alnitak. Sie stehen schön im Südosten. Gelegentlich ist ein leichter blassrötlicher Hauch (Komplementäreffekt?) zu sehen. Sonst: Nada, Niente, Nix. Der Bino Bandit Blendschutz ist großartig. Ich kann ihn bis 20x80 verwenden. Beim Fujinon 10x50 ist er zu eng, beim APM 20x110 auch. |