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ASTRONOMISCHES BEOBACHTUNGSTAGEBUCH MIT FERNGLAS, MAKSUTOW UND EVSCOPE

HARTMUT SCHÖNHERR




Dieses astronomische Beobachtungstagebuch ist keine Sammlung spektakulärer Erfolge, sondern soll ein Spiegel ganz "normaler" Laien-Beobachtungen sein. Ich möchte Anregungen und Ermutigungen für Alltagsbeobachter mit eher kleinem Gerät (bis 5 Zoll) anbieten.

Wichtig ist mir auch, auf den Zusammenhang der Beobachtungsmöglichkeiten mit Jahreszeit, Tageszeit, Mondstand und Sichtverhältnisse hinzuweisen und Beobachtungsempfehlungen für die verschiedenen Jahreszeiten und Bedingungen zu geben.

Überwiegend verwende ich Ferngläser von 50 mm bis 110 mm. Dazu ein eVscope 2 und ein Maksutow 127/1500. Gelegentlich ein Celestron-Spektiv Ultima 80.

An erster Stelle steht der jeweils aktuellste Eintrag. Danach folgen die weiter zurückliegenden Einträge historisch aufsteigend, beginnend am 30.05.2023.

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22.11.2024 - 3:00-3:45 - Himmelsspaziergang im ersten Winterfrost

Hoch stehender Halbmond, aber bei extrem klarer Frostnacht ist mehr zu sehen als in den meisten klaren Sommernächten ohne Mondlicht!

Ausrüstung: Ohne. Standort: Waldrand bei Bruchsal-Obergrombach

Selbst in Mondnähe ist von den Zwillingen, den beiden Hunden, Orion und Auriga viel zu erkennen! Nur der Löwe ist überstrahlt. Auch der Orion-Nebel ist klar zu sehen, die Hyaden und gewiss die Plejaden. Und über allem thronen Mars und Jupiter. Richtung Norden ziehen Perseus, Andromeda und Kassiopeia. Selbst die Andromeda-Galaxie ist nach einigem Schauen wahrnehmbar, stärker beeinträchtigt durch die Helligkeit der Rheinschiene als durch den Mond. Und einsam knapp über dem Horizont flimmter im Osten Arkturus, aufgezeigt vom Großen Wagen. Eine wunderschöne erste Winternacht!



30.05.2023 - 22:00-22:45 - Mond

Dreiviertelmond, klare Nacht. Leider sind die klaren Nächte schon seit einigen Monaten meist mit Mondlicht aufgehellt. Und umgekehrt galt: Um Neumond herum war der Himmel nachts meist bewölkt. Also schaue ich mir heute einmal den Mond an, wenn er schon so schön dasteht auf halber Höhe.

Ausrüstung: Triton-Stativ, Skywatcher GTiX-Montierung, Celestron Maksutov 127/1500, TS-Optics 8x50 Winkelsucher. Okulare: Svbony Plössl 40mm, Baader Morpheus 17.5mm, Omegon Redline 70° 5mm. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Ortsrand.

Mit dem 40mm-Okular steige ich ein zum Überblick, ich probiere den Omegon Premium Mondfilter, der bringt aber für den Kontrast fast nichts, stattdessen wird es schwieriger, in den Fokus zu kommen. Das Morpheus-Okular bringt ein schönes, fast okularfüllendes Mondbild, zeigt auch schon Details wie die Zentralberge im Copernicus. Richtig detailreich wird es dann mit dem 5mm-Okular, allerdings auch schon etwas unscharf, das Auflösungsvermögen der Tubus-Optik wird mit 300facher Vergrößerung deutlich überschritten, aber es ist noch erträglich, da das Okular gut gebaut ist. Ich schaue mir Plato an, die Alpen und die Teneriffa-Berge daneben plus Mons Pico. Einige Tage früher wären die plastischer gewesen, aber dafür ist der Kraterboden von Plato jetzt besonders beeindruckend in seiner klaren Glätte. Die reine Idee ...

Die GTiX-Montierung ist bei 300facher Vergrößerung auch überfordert, ich muss die Nachführung öfter korrigieren.


31.05.2023 - 22:45-23:30 - Mond

Weils gestern so schön war, heute gleich nochmals: Mondsicht. Klare, trockene Luft.

Ausrüstung: Triton-Stativ, Skywatcher GTiX-Montierung, Celestron Maksutov 127/1500. Okulare: Svbony Plössl 40mm, Svbony 68° 9mm. Standort: Bruchsal-Obergrombach Ortsrand.

Anpeilen mit dem Plössl 40mm. Das Svbony 9mm ist dann sehr tauglich, ich bekomme ein plastisches, scharfes Bild. Die 167fache Vergrößerung wird vom Tubus noch gut verkraftet. Da heute die Blendung deutlich stärker ist als gestern, setze ich wieder den Mondfilter auf, der bei diesem Okular besser funktioniert als gestern beim Plössl. Und ich bin sehr dankbar für den Filter, den Augen tut er gut. Am Schattenrand kann ich den Krater Gassendi konturenreich beobachten, seine Zentralberge und der westliche Bergrutsch sind eindrucksvoll auszumachen. Seine "Rimae" kann ich nur ahnen.


02.06.2023 - 22:30-24:00 - Herkules und Leier

Fast Vollmond, er steht in Südost bis Süd, stark aufgehellter Himmel, klar. In der dunkelsten Ecke stehen Herkules und die Leier.

Ausrüstung: Triton-Stativ, Skywatcher GTiX-Montierung, Celestron Maksutov 127/1500. Okulare: Svbony Plössl 40mm, Baader Morpheus 17.5mm. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Ortsrand.

Zu Beginn um halb 11 ist nicht einmal der Kugelhaufen M13 in Herkules gut auszumachen mit dem 40mm, später aber sehr gut in seiner markanten Dreiecksstellung mit HD 150998 und HD 150679. Schön zeigt sich auch der Haufen M92. Den tiefer stehenden und weniger lichtstarken M56 kann ich nicht erkennen. Gegen Mitternacht wird der Himmel etwas dunkler und der Nachbar hat endlich seine grelle Terrassenbeleuchtung abgeschaltet, ich kann nun auch den Ringnebel in der Leier trotz bescheidener Bedingungen wunderbar ausmachen. Für den Hantelnebel ums Eck reichts aber nicht, der ist zu nahe an der Horizonthelligkeit (B35, Raum Bretten, Fernraum Heilbronn-Stuttgart) und nur zu ahnen.

Das Baader Morpheus dunkelt mit seiner hohen Vergrößerung zu stark ab für Nebel und Kugelhaufen, macht allerdings auch ein beeindruckend kontraststarkes Sternenbild.


03.06.2023 - 23:00-23:20 - Mond

Vollmondkino, er steht wenig über dem Horizont, vor ihm ziehen Wolkenfetzen vorbei.

Ausrüstung: Fujinon FMTR-SX 10x50. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Ortsrand.

Magisch schon mit bloßen Augen! Im Glas wird der Anblick zum Kunstwerk. Der Mond steht leuchtend klar und perfekt gerundet. Unter ihm flackert rötlich, winzig und doch bestimmt, Antares, der "Gegen-Mars", der Marsähnliche. Stünde er nicht 600 Lichtjahre von uns entfernt, sondern an Stelle des Mondes, würde er den ganzen Raum bis zur Sonne und etwas darüber hinaus einnehmen. Die vorbeiziehenden Wolkenfetzen wirken im Fernglas wie Schatten, die über den Mond ziehen, bisweilen auch wie über seine Krater und Berge und Mare ausgegossene schwarze Tusche. Ein grandioses Schauspiel, für das man einen guten Sitz haben sollte, mit Armlehnen, um die Ellbogen aufzustützen beim Halten des Glases.


04.06.2023 - Kepheus-Drache-Schwan-Leier-Herkules

Eine klare Nacht mit einem Fast-noch-Vollmond, der knapp  über dem Horizont steht. In Frage kommt zur Betrachtung vor allem der Bereich Kepheus-Drache-Schwan-Leier-Herkules. Venus ist auch noch für einige Zeit schön als Abendstern zu beobachten.

Ausrüstung: Triton-Stativ, Skywatcher GTiX-Montierung, Celestron Maksutov 127/1500. Okular: Svbony Plössl 40mm. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Ortsrand.

Die Kugelsternhaufen M13 und M92 konnte ich super sehen, die anderen im Bereich Kepheus-Drache-Schwan-Leier-Herkules leider nicht. Dafür den Ringnebel in der Leier wieder ohne Probleme und sogar den Blinkenden Nebel im Schwan, der mir zuzwinkerte. Und oben beim Zenit hab ich dann tatsächlich am Großen Bären bei Alkaid ganz schwach den Doppelfleck der Whirpool Galaxie M51 ausmachen können - M101 und Bode M81 waren dagegen nur ein Ahnungs-Hauch. Auch eine Vollmondnacht kann also einiges zeigen, wenn der Mond tief genug steht.


07.06. bis 11.06.2023 - Sternenflut

Da bin ich in der Eng, im Karwendel-Gebirge. Ich reise mit ÖPV, kann also nicht so viel Ausrüstung mitnehmen, und das Wetter ist eher regnerisch-bewölkt. Aber die Nacht vom 09. auf den 10. Juni ist phantastisch, mit nur geringer Lichtverschmutzung. Mit Rücksicht auf Liebhaber der Dunkelheit löscht das Hotel seine Terrassenbeleuchtung bereits um Mitternacht - statt wie bisher erst um 2 Uhr.

Ausrüstung: TS 20x80 Triplet, Neiger Manfrotto MHXPRO-3W, Verlängerungsstück Vbestlife LR-252, Cullmann Klemme CC60. Wanderfalke Liegesofa. Standort: Nähe Hotel Eng am Ahornboden.

Die Klemme montiere ich an den Holzbänken entlang dem Ahornboden-Weg. Ich muss mich schon etwas verrenken, um was zu sehen. Die Horizonthelligkeit reicht hier im Osten zwar bei weitem nicht so hoch wie zuhause in Bruchsal, dafür stehen einige Berge im Blickfeld. Ich löse einige Doppelsterne wie Mirfak und Albireo auf. Die Kugelhaufen M3 und M13 sind wunderbar zu sehen als große, helle Bälle. Die Bärengalaxien sind zu ahnen, stehen aber zu weit oben beim Zenit für eine geduldigere Beobachtung. Vom Milchstraßenband ist leider wenig zu sehen, es zieht sich knapp über die Berge im Osten. Irgendwann gebe ich das Suchen auf und lass mich auf dem Rücken im Liegesofa ausgestreckt mit dem Glas nur noch treiben durch die Sternenflut.


23./24.06.2023 23:30-00:30 - Kleine Sternbilder

Eine sternklare Nacht, und der Mond ist noch nicht zu stark. Dennoch starke diffuse Hintergrundhelligkeit. In der Nachbarschaft wunderbar dunkel, ich habe mit Nachbarn über deren Außenbeleuchtung mit Bewegungsmelder gesprochen und die waren so nett, den neu einzustellen, damit er nicht so oft reagiert.

Ausrüstung: Fujinon 10x50, APM 20x110 ED, Freihand bzw. mit Aufhängung. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Loggia Ortsrand.

Mit dem Fujinon kann ich bei nur 10facher Vergrößerung die kleinen Sternbilder/Asterismen schön anschauen, die gerade im Osten vor mir stehen, Fohlen, Delphin, Pfeil, Kleiderbügel. Und dann kann ich die Stärken des aufgehängten 110er-Glases nutzen und M71 im Pfeil, M15 beim Fohlen und den Hantelnebel betrachten. Der Kugelhaufen M15 ist geradezu stechend von Licht, M71 weit schwächer, erscheint mir aber ausgedehnter. Am Hantelnebel M27 beim Pfeil kann ich die längliche Form mit der mittigen Verschlankung erkennen.


26.06.2023 00:40-01:20 - Cirrusnebel

Eine sternklare Nacht, der Mond ist allerdings schon fast 1/2 und überstrahlt bis etwa Mitternacht kräftig.

Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Explore Scientific OIII-Filtern, Aufhängung. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Loggia Ortsrand.

Ich mach mich auf zum Schleiernebel. Es ist zwar keine wirklich dunkle Nacht in wirklich dunkler Lage, aber es lohnt sich doch. Anders als von Teleskopbeobachtungen oft berichtet sehe ich nicht vor allem NGC 6960 (Westlicher Schleiernebel-Cirrusnebel/Hexenbesen), sondern NGC 6992/6995 (Östlicher Schleiernebel-Cirrusnebel/Fledermausnebel). Vom Hexenbesen sehe ich nur einen hellen Streifen nördlich von 52 Cygni deutlich und südlich einen sehr schwachen Streifen. Der Fledermausnebel zeigt sich dagegen sehr gut in seiner charakteristischen Sichelform mit Verdickung im Süden. Dazwischen erkenne ich nördlich einige diffuse Helligkeiten, NGC 6974 zugehörig.

Dann besuche ich noch den Hantelnebel, der mit dem OIII-Filter ganz rund zu sehen ist, mit länglicher kleinhantelförmiger Aufhellung mittig-quer. Aber wohlgemerkt: nicht zu sehen wie auf den prächtigen Fotos, sondern eben nur einer der berühmten "Wattebäusche". Dennoch beeindruckend: Da ist etwas - von dem wir mehr wissen als sehen.


12.07.2023 23:00-23:15 - Lagunen-Nebel

Der Mond ist schon wieder sehr schlank und geht spät auf, aber die Sonne ist noch in ihrer Mittsommerlaune, verschwindet nur flach und wenig unter dem Horizont. Also nicht wirklich optimal, dazu Bewölkung. Aber kurz finde ich ein günstiges Fenster im Süden.

Ausrüstung: Fujinon FMTR-SX 10x50. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Loggia Ortsrand.

Kaum Horizonthelligkeit im Süden. Antares, der Gegen-Mars, glüht prächtig, zu ahnen ist daneben der Kugelhaufen M4. Schön zu sehen auch mit 10x50, obgleich noch sehr niedrig stehend, sind der Lagunen-Nebel M8 und der Trifid-Nebel M20 - von Letzterem vor allem seine Sternanhäufung. Als ich aber die Aufhängung für das große Glas vorbereite, um weitere Nebel und Sternhaufen dort bei Skorpion und Schütze anzuschauen, ziehen dünne Schleierwolken über das Milchstraßenband und vom Horizont her kommt ein breiteres Wolkenband. Schade.


14.07.2023 00:50-01:10 - Vom Hantelnebel zum Wildenten-Haufen

Nach einem Theaterbesuch gibt es spät in der Nacht wieder ein lockendes Fenster im Süden für kurze Zeit zwischen Wolken. Danach ists kurz wolkenverhangen und dann kommt völliges Aufklaren, aber ich bin zu müde, nochmal rauszugehen um 2 Uhr.

Ausrüstung: Fujinon FMTR-SX 10x50. TS Optics 20x80 Triplet. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Loggia Ortsrand.

Um den schönen, klaren, dunklen Moment nicht zu verpassen, bleibe ich bei Freihand, erst mit dem Fujinon, das eine gewaltige Sternenfülle zeigt. Wunderschön damit zu betrachten sind der Kleiderbügel und der Delfin. Dann besuche ich den Hantelnebel M27 beim Pfeil und spüre den Wildenten-Haufen M11 von Altair her auf. Mit dem 20x80 werden die beiden dann prägnanter, vom Wildentenhaufen sind erste Sterne aufzulösen. Sogar den Kugelhaufen NGC 6934 beim Delfinschwanz kann ich mit dem 20x80 sicher ausmachen, auch wenn er nicht viel größer erscheint als ein Stern. Er steht über einer charakteristischen T-Formation und ist leicht zu finden auf der Linie der Sterne HD 196245 - HD 196123. M15, der schöne Kugelhaufen mit bekanntem Schwarzem Loch und Planetarischem Nebel in Pegasus, beim Fohlen, ist leider von Wolken verschleiert und nur kurz zu erhaschen.


14./15.07.2023 23:30-01:30 - Nebel und Galaxien

Fast Neumond und klarer Himmel ab 23 Uhr, der Mond zudem noch unter dem Horizont, in der Nähe der Sonne, im Norden.

Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung. Unistellar eVscope2. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Loggia und Terrasse Ortsrand.

Zuerst mit dem 20x110 nach Südost, Lagunen-Nebel und Trifid. Dann zum kleinen Kugelsternhaufen M28, dann zum prächtigen Kugelsternhaufen M22, der schon 1665 entdeckt wurde, leider selten zu sehen ist. Neben ihm die kleine farbenfrohe Sternen-Schatztruhe beim roten 24 Sagittarii. Und weiter nach oben komme ich zum gleichfalls bunten Schützen-Sternhaufen M24, genauer eine Sternwolke, genannt "Delle Caustiche". Auch sonst ist es sehr schön, im Schützenarm spazieren zu gehen, obgleich es mir heute nicht gelingt, Omega- und Adler-Nebel zu identifizieren im Gewimmel, das sich zeigt.
Fireworks-Galaxie 15.07.2023
Mit dem eVscope gehe ich dann Nordost noch zu einigen Planetarischen Nebeln und Galaxien. Sehr schön kann das Gerät den Ringnebel herausarbeiten. Der Blaue Schneeball-Nebel zeigt seine Farbe, aber kaum Struktur. Etwas mehr Geduld brauche ich bei der Fireworks-Galaxie, NGC 6946. Sie kommt nach zwei Minuten allmählich als Lichtfleck auf dem Bildschirm zum Vorschein und Minute für Minute enthüllen die Algorithmen von Unistellar dann ihre fuchtelnden Arme. Nach 9 Minuten ist sie "fertig" (s. Bild).


16.07.2023 23:00-24:00 - Bei Schütze und Schild

Nochmal ähnliche Bedingungen wie vorgestern. Der Himmel etwas heller, obgleich noch weniger Mondlicht da ist. Bin früher dran.

Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung und UHC-Filter. Unistellar eVscope2. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Loggia und Terrasse Ortsrand.

Heute habe ich auch ohne Filter keine Probleme, Omega- und Adler-Nebel auf Anhieb mit dem 20x110 zu sehen, da sie nicht im Sterngewimmel untergehen. Mit UHC-Filter kommen die "Wattebäusche" dann noch besser zum Vorschein. Beim Trifit-Nebel bringt UHC nicht viel.

Unistellar zaubert mir in 2 Minuten den Hantelnebel schön auf den Monitor (s. Bild).


17.07.2023 23:00-23:45 - Bei Schütze und Schild

Neumond, vollkommen klarer Himmel. Perfekte Bedingungen - allerdings erst ab etwa 1 Uhr, da bin ich schon im Bett.

Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung und OIII-Filter. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Loggia Ortsrand.

Konzentrierte 45 Minuten, die vor allem den vier Nebeln unterhalb und oberhalb der berauschenden Schützen-Sternwolke gelten. Mit OIII-Filter gewinnen alle nochmals gegenüber UHC gestern, auch wenn der Trifit-Nebel weiterhin weitgehend verborgen bleibt, nur einzelne kleine, fusselige Aufhellungen zeigt. Der Lagunen-Nebel wird zu einem beeindruckenden Watte-Ring, der Omega-Nebel präsentiert einen hell schimmernden Keil und der Adler-Nebel kommt als hellgraue Watte-Amöbe daher. Ab halb Zwölf kann ich dann noch den Kugelsternhaufen M4 beim rötlich flirrenden Antares sehen, der davor nur zu ahnen war.


21.07.2023 22:30-23:30 - Schwan

Der Mond noch klein und ganz im Westen, die flache Sonne ab 23 Uhr störend durch reflektierende Wolken in Nordwest. Schönes Wolkenfenster im Osten, das sich ab 23:30 schließt.

Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung und OIII-Filter. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Dachterrasse Ortsrand.

Gute Bedingungen für den Schwan, auch wenn er schon sehr hoch steigt. Halb auf dem Rücken liegend genieße ich einen langen Spaziergang in seinen Sternwolken, immer wieder schön ist der Haufen M39 mit seiner farben- und strukturenreichen Umgebung, bis hin zum Granatstern. Vom Nordamerika-Nebel und vom Sichel-Nebel sehe ich trotz OIII nur schwache Ahnungen von Helle, gut erkennbar nach einigem geduldigen Schauen ist der östliche Schleiernebel, NGC 6995.


01.08.2023 22:00ff - Mond

Vollmond - und zwar ein "Supermond". Morgen, am 02.08., 7:52 Uhr, erreicht der Mond seine geringste Entfernung zur Erde, gerade mal 357.311 Kilometer.

Ausrüstung: Fujinon FMTR-SX 10x50.

Eine schöne Nacht für Vollmondkino. Als ich zuerst schaue steht er nur wenig über dem Horizont hinter üppigen Wolkenhaufen, die er von hinten illuminiert, eine Stimmung wie erster Tag der Schöpfung. Später in der Nacht sehe ich ihn in voller Pracht mit vorbeihuschenden dünnen Wolkenfetzen besprenkelt, seine Oberfläche ist nur vage zu erkennen. Die kommenden Nächte dürften auch wunderschöne Bilder bringen.


03.08.2023 22:20-22:50 - Kugelhaufen und Nebel in Schild-Schütze-Skorpion

Fast noch Vollmond, der erst 22:40 aufgeht. Im Südosten überwiegend klarer Himmel. Erstaunlich dunkel, die Sonne geht schon um 21 Uhr unter, der Mond erst spät im Osten auf, dann allerdings zügig den Himmel auch im Süden aufhellend.

Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Loggia Ortsrand.

Ganz wunderbar offenbaren sich für kurze Zeit die vier Schütze-Schild-Nebel und was sonst noch dort zu sehen ist, vor allem die Kugelhaufen in Schütze und Skorpion M55, M22, M28, M62, M19, M4 und M80 (von Ost nach West) sowie die drei Schütze-Sternhaufen M25, M24 und M23 weiter oben. Dann geht um 22:40 wie eine glühende Orange der Mond auf. Ein prächtiges Schauspiel, brillant der westliche Rand, schon abgedunkelt, mit einem plastischen Mare Crisium und darunter einer Kette scharf gezeichneter Wallebenen/Krater von Langrenus bis Furnerius. Auch der abnehmende Mond hat seine Reize, nicht nur der zunehmende. Und diese Nacht zeigte sie besonders prägnant. Dabei bewährte sich die Fernglasaufhängung auch im Stehen! Anlehnen ist dabei natürlich von Vorteil.


10.08.2023 22:30-23:30 - Kugelhaufen im und beim Schlangenträger

Der Mond schon wieder schwach, er kommt ohnedies erst spät in der Nacht über den Horizont. Vollkommen klarer Himmel, gelegentlich mit Schwaden feuchter Luft durchzogen, die Höfe um die Sterne bilden.

Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung. Unistellar eVscope2. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Loggia und Terrasse Ortsrand.

Eine intensive Stunde mit den Kugelhaufen beim Schlangenträger. Leider verschwinden Schütze und Skorpion schon wieder zügig Kugelhaufen M55Richtung Horizont. Ich fange an mit dem eVscope, mache eine Serie von Kugelhaufen-Fotos. Ganz im Süden erreiche ich noch den gut aufzulösenden Haufen M55 im Schützen (s. Foto, mit 2 Minuten Enhanced Vision). Weiter oben zeigt M14 am rechten Oberarm des Schlangenträgers seine leichte Färbung ins Goldene. Bei M107 ist mein Gesichtsfeld Richtung Westen zu Ende, das eVscope bekommt keine gutes Bild mehr hin, die Hauswand stört die Ausrichtung. Ich schwenke dann noch Richtung Wassermann, zu M15 und M2, die auch im Glas dankbare Objekte sind.

Danach wechsle ich auf die andere Hausseite zum 20x110-Glas für die Kugelhaufenreihe M14, M10, M12 und M5, wobei M14 schwierig aufzufinden ist, in wenig markantem Umfeld und lichtschwach. Ich ging von Cebalrai Richtung Sabik bis zur Dreierreihe HD159447/-357/-272 und dem Paar HD 158809/HD 158738. Östlich des Paares stand er.


11.08.2023 22:15-24:00 - Bode-Galaxien

Kein Mondlicht, aber ringsum starke Horizonthelligkeit (Wochenendverkehr, Partylaune?). Klarer Himmel, die Milchstraße sichtbar als Kette grauer Putzlappen, immerhin.

Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung. Unistellar eVscope2. Standort: Weinberge bei Bruchsal-Obergrombach.Bode Galaxien M81 und M82

Erstmal gehe ich wieder durch die Kugelhaufen beim Schlangenträger spazieren. Danach schaue ich mit dem eVscope noch nach den Bode-Galaxien. Die lichtschwächere M82 - die Zigarrengalaxie - zeigt sich in voller Pracht, knapp 2 Minuten reichen für ein schönes Bild der länglichen Struktur mit einem Staubband in der Mitte. M81 präsentiert zwar sofort ihren sehr hellen runden Kern (VM 6.77), aber für die Spirale muss ich die Enhanced Vision länger arbeiten lassen, das Bild entstand nach 20 Minuten. Das Bild von M81 (links) ist gegenüber dem von M82 (rechts) verkleinert. Die beiden Galaxien stehen senkrecht zueinander, M81 beeinflusst M82. Beide sind auch mit dem Glas zu sehen, aber nur als länglicher bzw. runder Lichtschein bei Dubhe (Großer Bär).


15.08.2023 22:15-23:30 - Planetarische Nebel

Neumond, klarer Himmel. Aber hohe Luftfeuchtigkeit, Taufall, insgesamt stark aufgehellter Himmel. Gegen Mitternacht zieht Bewölkung auf.

Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung, OIII-Filter. Unistellar eVscope2. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Dachterrasse.

Ich schaue heute mit beiden Geräten im Wechsel vorwiegend Richtung Nordost. Die Himmelshelligkeit ist so groß, dass ich mit dem Glas M33, die Dreiecksgalaxie, nicht wahrnehmen kann. Aber ihre Position ist vorzüglich zu bestimmen in der markanten "Kiste" aus HR 503, HD 8909, HD 9224 und HR 485. Ansonsten ist der Bereich von Andromeda, Perseus und Kassiopeia mit seinen Offenen Sternhaufen einigermaßen (die dunkleren Sterne gehen heute verloren) gut "abzuglasen". Den Seelennebel kann ich selbst mit OIII-Filtern und viel Mühe nicht wahrnehmen. Lediglich die eingebetteten Sternhaufen sind über die helleren Sterne auszumachen.M76 Kleiner Hantelnebel

Auch mit dem eVscope erwische ich vom Seelennebel nichts bei 16 Minuten Belichtungszeit. Ich mache stattdessen eine kleine Serie von Aufnahmen Planetarischer Nebel. Die zeigt schön die Aufteilung in Nebel mit Ringstruktur (am bekanntesten der auch so benannte Ringnebel, M57) und solche mit Sanduhrstruktur (am bekanntesten der Hantelnebel, M27). Von der zweiten Gruppe beeindruckt mich vor allem der Kleine Hantelnebel, M76. Seine beiden Haken (s. Bild) arbeitet das eVscope in 12 Minuten anschaulich heraus.


02.09.2023 22:30-23:30 - Kembles Kaskade und Eulenhaufen

Noch fast voller Mond. Klarer Himmel.

Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung. TS 20x80 Triplet mit Stativ. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Dachterrasse.

Das 20x110-Glas bringt trotz des stark aufgehellten Himmels noch guten Kontrast zustande für einen schönen Spaziergang durch das Sternbild Giraffe/Camelopardalis und dessen Nachbarschaft. Ich habe mir vor allem Kembles Kaskade und den Eulenhaufen vorgenommen und beides gelingt.

Das Sternbild Giraffe beeindruckt durch die Farbigkeit in seinem Bereich, die der helle Himmel heute allerdings stark abschwächt. Die Dreierlinie von HR 1158, HR 1129 und BD Camelopardalis/HR 1105 (weiß, gelb, orange) ist dennoch sehr schnell und unverwechselbar zu finden. Neben ihr startet Kembles Kaskade, ein Asterismus von etwa 20 kleineren Sternen, die dort fast in Falllinie nach unten perlen auf die Höhe des Haufens NGC 1502, von dem ich allerdings nur einen ausgefransten hellen Punkt sehe. Etwa in der Mitte liegt der bläuliche HR 1204, dessen Farbe heute kaum auszumachen ist. Auch weitgehend ohne Farben ist der Anblick der Kaskade jedoch atemberaubend. Es fällt schwer, hier nur den Zufall am Werk zu sehen, aber faktisch sind die Sterne dieser Kette ganz unterschiedlich weit von uns entfernt. Den lichtschwachen Eulennebel NGC 1501 am unteren Ende kann ich dann leider nicht finden. Auf dem Weg zum Eulenhaufen verweile ich einige Zeit beim interessanten Doppelhaufen Ha-Chi-Persei. Im Sternbild Kassiopeia entdecke ich beim Stern Ruchbah ohne Probleme den kuriosen und gerne fotografierten Eulenhaufen (Dragonfly Cluster),  NGC 457. Seiner beiden aufgerissen scheinenden "Augen" wegen, Phi Cassiopeiae/HD 7927 und HD 7902 (die beide nicht zum Haufen gehören), wird er auch "E.T." genannt. Ein unbedingt lohnendes Ziel, auch mit dem Fernglas.

Am Stativ genieße ich noch mit dem 20x80 den Anblick des leicht abgespeckten Mondes (Vollmond war am 31.08.). Am Terminator zeigt sich das Mare Crisium als weite Schüssel und die beiden Krater Cleomedes und Endymion nördlich darüber erscheinen als markante Ausstülpungen.


07.09.2023 22:00-23:00 - Kugel- und andere Haufen, DSO-Kette im Wassermann

Mond nimmt ab Richtung ein Viertel, dazu geht er erst um ca. 23:30 Uhr auf. Klarer, dunkler Himmel. Kurzfristig herrliche Bedingungen, Milchstraßenband als hellgrauer, feiner Gries.

Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Loggia.

Heute steht der Wassermann buchstäblich vor mir Richtung Südost auf dem Horizont. Ich beginne oberhalb von ihm beim einfachen Kugelhaufen M15, gehe weiter zum etwas schwierigeren (für das Fernglas) NGC 6934, der ganz deutlich von seinem Hintergrundstern BD +06 4572 abzugrenzen ist. Dann schweife ich in einem großen Bogen über Altair zum Wild Duck Cluster (M11) im Schild, das bei den günstigen Bedingungen heute im Glas dem Eulenhaufen ähnelt, ein kleines Gespenst mit nur einem, schwächeren, Auge.

Von Saturn, der im Bauchnabel des Wassermanns steht, klettere ich dann hoch zu Sadalmelik und Sadalsuud, von Sadalsuud nach oben zur Sternenkette HD 207136 bis HR 8263 mit dem imposanten Kugelhaufen M2 in der westlichen Verlängerung. Danach geht es von Sadalsuud weiter zu Mu Aquarii bei Albali und runter zu Nu Aquarii. Dort kann ich mit etwas Mühe drei der vier DSO finden, die hier nebeneinander versammelt sind, NGC 7009, M73 und M72. Die Zwerggalaxie Aquarius als Vierte im Bunde liegt mit einer VM von +14 leider weit außerhalb der Möglichkeiten meines Glases. Am eindrücklichsten zeigt sich NGC 7009, der Saturnnebel, mit einem breitgezogenen bläulichen Glimmen. Entdeckt wurde dieser Planetarische Nebel am 07.09.1782, vor genau 241 Jahren, von William Herschel. Der Offene Haufen M73 ist mit etwas Geduld an seinen Ausfransungen von einem Stern zu unterscheiden. Bei indirektem Sehen leuchtet der Kugelhaufen M72 heller auf als der benachbarte Stern HR 7976. Die Sternenkette Nu Aquarii bis HR 7976 bietet eine vorzügliche Orientierung, um die drei Objekte sicher auszumachen. Der Helixnebel steht leider zu tief am Horizont.


19.09.2023 04:00-05:00 - Beim Orion: Haufen und Nebel

In den frühen Morgenstunden klarer Himmel Richtung Südost.

Ausrüstung: Fujinon 10x50 mit Astronomik Hß-Filter 12nm einseitig. TS Optics 15x70 mit UHC-Filter beidseitig. Bruchsal-Obergrombach Ortsrand.

Der Orion steht wunderbar im Südosten. Mit dem 15x70er Glas und UHC kann ich den Orion-Nebel schon in seinen Verästelungen/Ausfransungen sehen und ohne Filter das Trapezium mit den Nachbarsternen auflösen. Vergnüglich zu besuchen sind auch die zahlreichen Sternhaufen in der Umgebung, plastisch vor allem CR69 mit der doppelten Dreierreihe um Meissa und der Haufen NGC 2244 im Rosettennebel mit dem faszinierenden Sechser-Barren. Leider aber kann ich außer dem Orion-Nebel keinen weiteren Nebel wahrnehmen, trotz UHC bleiben Rosettennebel und Konusnebel stumm.

Mit dem 10x50 und Hß-Filter mache ich mich auch auf zum hochstehenden Kalifornien-Nebel. Aber nichts ist zu sehen. Wie machen das die Leute, die mitteilen, ihn auch einfach mit vor das Auge gehaltenem Hß-Filter gesehen zu haben? In der Wüste von Arizona?


23./24.09.2023 - Suche nach dem Kaliforniennebel

Der Mond ist schon halb, geht aber früh unter. Abziehende Bewölkung, hohe Luftfeuchtigkeit (Höfe).

Ausrüstung: TS Optics 15x70 mit Baader Hß 5,5 nm beidseitig, aufgestützt. Bino Bandit. Bruchsal-Obergrombach Ortsrand.

Die Plejaden kommen allmählich über den Horizont. Von ihnen aus gehe ich gegen Mitternacht zum östlich liegenden Kalifornien-Nebel. Eine halbe Stunde schaue ich mir nach dem fast die Augen aus dem Kopf. Was ich sehen kann, ist gelegentlich im nördlichen Bereich ein leichtes fast weißes Flackern. Ansonsten die gleichen schwachgrauen Schlieren, die ich auch in anderen Himmelsausschnitten in der Nähe sehen kann. Ich könnte mir die als Kalifornien-Nebel einreden, aber ehrlich: Ich sehe ihn nicht! Sehr gut finden kann ich allerdings trotz engem Filter (5 nm) von Xi Persei/Menkib aus das Dreieck HD 24960, HD 24747, HR 1234. Selbst HD 25338 und HD 25538, die mit HR 1234 in einer Linie stehen, sind auszumachen. Seine Position habe ich also exakt.

Um 4 Uhr morgens versuche ich noch mein Glück mit IC 434/Pferdekopfnebel im Orion, bei Alnitak. Orion steht jetzt schön im Südosten. Gelegentlich ist ein leichter blassrötlicher Hauch (Komplementäreffekt?) zu sehen. Sonst: Nada, Niente, Nix.

Der Bino Bandit Blendschutz ist großartig. Ich kann ihn bis 20x80 verwenden. Beim Fujinon 10x50 ist er zu eng, beim APM 20x110 auch, da nehme ich ein schwarzes Samttuch um Kopf und Glas.


04.10.2023 21:00-22:00 - Galaxien

Der Mond ist noch bei 70%, geht aber erst nach 21 Uhr auf. Ab kurz vor 21 Uhr schönes Aufklaren.

Ausrüstung: Unistellar eVscope2. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Dachterrasse.IC 342
              mit eVscope2 am 04. Oktober 2023

Der nicht ganz optimale Himmel lädt ein zu einem kleinen Ausflug mit dem eVscope. Ich habe mir die "versteckte" Galaxie IC 342 in Surfbrett-Galaxie am 04.10.2023der Giraffe/Camelopardalis vorgenommen. Zu finden ist sie zwischen Gamma Cam und BE Cam. "Versteckt/Hidden" wird sie genannt, weil sie in der Fläche lichtschwach ist und hinter zahlreichen hellen Sternen liegt. Für die direkte Beobachtung ist sie daher nicht gut geeignet. Mit Astrofotografie oder, bescheidener, dem eVscope ist sie lohnend, da die Vordergrundsterne sich dann wie funkelnde Steine in einem spiraligen Diadem ausnehmen. Die Form ist sehr prägnant, eben "typisch" Spiralgalaxie im Draufblick. Und die Größe ist beeindruckend, fast okularfüllend. Einen interessanten Kontrast gibt die nahegelegene Surfbrett-Galaxie M108, im Sternbild Großer Bär: In der Fläche lichtstark, aber sehr klein visuell - und seitlich zu sehen, dem verdankt sie ihren Namen. Sie steht zur Zeit aber sehr nahe am Horizont! Zeigt sich die Form von IC 342 erst nach einer halben Stunde Belichtung vage (und viel besser wirds auch nicht - s. Bild rechts nach 60 Minuten plus tüchtig Photoshop), ist M108 nach 9 Minuten schon klar zu sehen (s. Bild links).

Das eVscope schafft es ganz gut, die Horizonthelligkeit wegzurechnen.


15./16.10.23 23:30-1:30 - Nebelsuche

Neumond gerade erst gewesen. Klarer Himmel. Kälte bis an den Nullpunkt. Starke Hintergrundhelligkeit/Lichtverschmutzung.

Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung, beidseitig Baader Hß 5,5 nm oder OIII-Filter. Standort: Bruchsal-Obergrombach Weinberge.

Nachdem ich in den vergangenen Nächten immer wieder mal vergebens mit verschiedenen Gläsern und Filtern vom Balkon aus versucht habe, den Kaliforniennebel auszumachen, gehe ich heute spät in der Nacht ins Weinberggelände, um dort bei etwas höherem Stand des Nebels mein Glück zu versuchen mit dem 20x110er und Baader Hß 5,5 nm-Filtern. Immerhin kann ich nun Richtung Ost eine Helligkeitskonzentration östlich von Menkib/Xi Persei erkennen und davon ausgehend zwei schwache, annähernd parallele Helligkeitsbänder, die sich Richtung Nord ziehen. Danach gehe ich Richtung West bei Deneb im Schwan mit dem 20x110 plus OIII-Filter auf Nebelsichtung. Es lassen sich einzelne Fetzen vom Nordamerikanebel und vom Pelikannebel ahnen, aber ein wirkliches Erfolgserlebnis bleibt aus. Dafür gewinnt der Milchstraßenanblick insgesamt mit den OIII-Filtern und ich schweife einfach schauend umher.

Der OIII-Filter ist am 20x110er Glas wunderbar geeignet zur Betrachtung der Milchstraße, da er den Hintergrund abdunkelt, genügend Sterne aber noch sichtbar hält und ein außerordentlich plastisches Bild liefert.


09.01.24 22:00-23:30 - Haufen rund um Sirius

Gerade gibt es einige kalte, klare Nächte kurz vor Neumond - nach einer endlos langen Regen- und Wolkenzeit. Ideal für Spaziergänge rund um den Orion-Nebel, besonders Sirius mit seinen benachbarten Offenen Sternhaufen lockt bereits vor der Geisterstunde.

Ausrüstung: TS Optics 15x70. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Loggia Ortsrand und Außenbereich.

Zuerst geh ich raus ins offene Gelände, wandere durch Orion, dessen Nebel heute brillant zu sehen ist, dann weiter zu Aldebaran mit seinen "Schweinchen" oder "Schafen", den Hyaden, die mich fast erschlagen mit funkelnder Pracht. Noch packender zeigen sich die Pleaden, zum Greifen nahe und blitzblank leuchtend. Dann schweife ich zum strahlenden Sirius, der heute schon zu zivilen Uhrzeiten weit genug über dem Horizont steht, um die Sternhaufen in seiner Nähe zu besuchen. Allen voran M41 wenig unterhalb/südlich von Sirius, M47 weiter östlich in der Verlängerung des nur ganz schwach bläulich schimmernden Muliphein und M50 nordöstlich von Sirius. M47 ist am prägnantesten zu sehen, mit vielen Einzelsternen. Er ist uns mit 1600 Lichtjahren Entfernung auch am nächsten von den dreien. Vom sternreichen M46 daneben kann ich nur eine diffuse Helligkeitswolke sehen. Er ist mit 5400 Lichtjahren (andere Quellen nehmen 4900 LJ an) einfach zu weit von uns entfernt für die bescheidenen 70mm meines Glases. Reich strukturiert zeigt sich M41, eher rätselhaft M50.

Als mir die Hände vor Kälte schmerzen, gehe ich nach Hause und schaue mit Sitzgelegenheit von der Loggia aus noch nach Details in M41, M47 und M50. Weiterhin freihand mit dem 15x70er Glas, mir steht gerade nicht der Sinn nach mehr technischem Aufwand, obgleich zudem M46 den unbedingt lohnt.


11.01.24 21:45-22:15 - Haufen bei Orion und den Zwillingen

Zu erwarten ist, dass wieder trübe Nächte kommen. Heute aber noch klar, dazu Neumond, zu verlockend!

Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung. Standort: Bruchsal-Obergrombach Loggia.

Ich muss am nächsten Morgen früh raus, aber eine halbe Stunde reine Beobachtungszeit kann, muss ich mir abzwacken, Orion steht zu schön da! Erst kurz nochmal mit dem stärkeren Glas zu M41, drei der roten Überriesen kann ich sehr gut ausmachen. Da die Bedingungen gut sind, gehe ich auch nochmal zu M46 und kann nun nicht nur eine diffuse Helligkeit, sondern eine grießige Struktur erkennen. Und dann schwenke ich nach oben, zu M35, einem wunderbaren Offenen Sternhaufen bei Propus/Tejat Prior in den Zwillingen. Im 110er Glas hat er für mich einen ähnlichen Charakter wie der Eulenhaufen/ET oder der Wildenten-Haufen, die eines geheimnisvollen geflügelten Wesens, einer kosmischen Geistererscheinung, salopp gesprochen.

Dazwischen liegt Beteigeuze, sehr entspannt vom Stuhl aus mit dem aufgehängten Großglas zu sehen samt seinem Umfeld - weit entspannter als M35, für den ich das Glas fast senkrecht stellen musste. Ich taste mich Richtung Ost zum barrenförmigen Sternhaufen NGC 2244 im Rosettennebel, der vier NGC-Nummern hat, und von da aus schräg Richtung Nordost zum nach unten hängenden Weihnachtsbaum-Haufen NGC 2264, dessen vermeintliche Spitze, HD 47887, leider gar nicht zum 2200/2500 Lichtjahre entfernten Haufen gehört - so wenig wie 15 Mon/S Mon, der einen so schönen Fuß abgeben würde für den Weihnachtsbaum. Aber der Name kommt wohl gar nicht von der Haufenform, sondern von der Form des Nebels dort, der die gleiche Nummer NGC 2264 hat. Die Terminologie rund um NGC 2264 ist für mich zugestanden ziemlich unklar und der kopfstehende Weihnachtsbaum, den ich sehe, besteht aus Sternen ganz unterschiedlicher Entfernung. Aber schön ist er ...


12.02.24 22:10-22:25 - Cassiopeia und Perseus

Welch ein Jammer, wieder einmal sind die Nächte um Neumond regnerisch-bewölkt. Heute finde ich kurz ein Wolkenfenster Nordwest für ein paar Minuten. Der - noch schwache - Mond ist unterm Horizont.

Ausrüstung: TS-Optics LE 15x70. Standort: Bruchsal-Obergrombach.

Da schon wieder Wolken aufziehen, setzte ich mich rasch an die Terrassentür im Zimmer mit dem für solche Fälle idealen 15x70 Glas von TS Optics, das mit einem Preis von 120 Euro unschlagbar ist, schnell zur Hand, griffig, leicht, lichtstark.

Scharfstellen kann ich an Jupiter, südlich darunter ist was von seinen Monden zu sehen. Ich will aber schnell rüber zu Cassiopeia, Segin ist rasch gefunden, Richtung Ruchbah brillant wie selten und in Ansätzen sogar aufgelöst der Haufen NGC 663 (Kerste hat ihn fürs Fernglas, Harrington nicht) und seine Umgebung, ein Anblick wie im Hochgebirge. Aber nur etwas weiter südlich verschwindet Ruchbah schon in Wolkenschlieren, welch ein Jammer! Neben Segin die hübsche 8, die keinen Namen hat, um den Knotenpunkt HD 12243 - man könnte auch ein um die Längsachse gespiegeltes & sehen. Ich gehe noch weiter links über Stock 2 zu HaChi und zu Mel 20, der Alpha Persei Gruppe um Mirfak. Die Sterneversammlung von Mel 20 steht da in betörender Leuchtkraft, springt mich fast an - ehe auch hier umso erbarmungsloser die hellen Schlieren aufziehen.


08.03.24 4:45-5:40 - Haufen und Nebel in/bei Altair und Ophiuchus

Klare Nacht endlich mal wieder, aber durchdringend kalt. Mond bei 8%, Himmel leicht aufgehellt, erhöhte Luftfeuchtigkeit.

Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung. Standort: Bruchsal-Obergrombach Loggia.

Freier Blick nach Südost auf das Feld zwischen Altair, Rasalhague und Antares, der untere Teil mit dem Lagunennebel leider arg horizontnah. Zunächst glase ich das Haufen-Feld zwischen den beiden Adler-Denebs und Cebalrai ab, dann schweife ich bei Altair umher, Kleiderbügel, Pfeil, M27 (Hantelnebel), alles wunderbar plastisch. In die Details geht es dann im Ausgang von Rasalhague, der eindeutig zu identifizieren ist an seiner reinen Helligkeit und den Sternpaaren in seinem unmittelbaren Nordosten. IC 4665 bei Cebalrai fällt ins Auge wegen seiner homogen weißen Sterne mit ähnlicher Magnitude. Die kleinen Farbtupfer fallen kaum auf. Dann bezaubert NGC 6633 in der Nähe des hellen Doppelsterns HR 6928, in meinem Glas ist das ein Himmelssofa, ein langgestreckter Haufen mit Wülsten an beiden Enden. Auf dem Weg von IC 4665 zu NGC 6633 besuche ich NGC 6572, einen kleinen blau-grün leuchtenden Planetarischen Nebel, der unschwer, allerdings ohne Struktur, auszumachen ist südlich von 71 und 72 Ophiuchi durch seine Farbe und die Nachbarschaft zum 9mag Stern HD 166872. Hilfreich zur Orientierung ist das heller 7mag Sternpaar HD 166303 und HD 166257, mit denen er etwa in einer Linie liegt. Unweit von NGC 6633 versteckt sich südöstlich zunächst eher unscheinbar IC 4756/Graffs Haufen, nicht sehr lichtstark und überstrahlt von den hellen, gelborangenen Giganten in seinem Bereich und dem komplizierten Doppelstern FR Serpentis/HD 171586. Diesem Haufen muss ich bei dem aufgehellten Himmel heute etwas Zeit geben im Glas, dann beginnt er zu leuchten und immer mehr seiner (Sternen-)Fülle zu offenbaren - wie ein Landschaftsbild von Rembrand oder eine Bach-Fuge.

Es hat sich gelohnt, von der Kälte geweckt worden zu sein in der Nacht! Auch wenn die Finger bei gerade einmal 2 Grad zügig klamm wurden.


11.03.24 21:00-23:00 - Leo-Galaxien um M96, Software-Probleme mit dem eVscope

Gerade war Neumond, wolkenloser Himmel für eine Nacht. Aber Himmel stark aufgehellt! Die Lichtverschmutzung nimmt nach meiner Wahrnehmung weiter zu. In meinem Umfeld sehe ich, wie die private Lichterflut - dank LED wohl auch - sich massiv ausbreitet. Teilweise Festbeleuchtungen innen, große Fensterfronten ohne Rolläden, permanente Außenbeleuchtung. Gräßlich vor allem im direkten Einfluss auf die Augen sind die Bewegungsmelder-Beleuchtungen außen.

Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung. Unistellar eVscope2. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Loggia und Terrasse Ortsrand.

Die Galaxienzeit beginnt, der Löwe ist schon komfortabel da, die Jungfrau noch weit unten vor Mitternacht. Ich schaue parallel mit dem Glas und dem eVscope Richtung Südosten. Mit dem Glas suche ich die M96-Gruppe. Helligkeiten bei M105 und bei M96 kann ich sehen, aber vor allem ist es mir wichtig, das Aufsuchen mit dem Glas zu üben. Tastend von Stern zu Stern, von auffallender Formation zu auffallender Formation. Das Auffinden der Position von M95 fällt mir leicht - durch die Sternkette darunter die westlich in eine markante 3x2-Formation übergeht. Ausgang nehme ich vom Dreieck HD 92604-92686 (leicht orange)-92992, zwischen 49 und 53 Leonis. Aber die Himmelshelligkeit und die gelegentlich aufflammenden Flutlichter des Nachbarn machen mir die Wahrnehmung ungewiss. Etwas ergiebiger sind dann Besuche bei den Kugelhaufen M3 und M53. M3 - wie vertraut - prächtiger, M53 beeindruckender in seiner konzentrierten Präsenz, wenngleich wattiger.

M95 in LeoM96 in LeoMit dem eVscope (nachdem ich mal wieder erst einige Upgrades machen musste und rausfinden, warum ich gerade mal wieder keine Bilder machen kann) besuche ich M95 und M96. Ein Vergleich der beiden ist erhellend. Während die lichtschwächere und kleinere Galaxie M95 (linkes Bild) ausgreifend schöne Spiralarme zeigt, leuchtet das Objekt M96 (rechtes Bild) zwar mit einem beeindruckend dichten Galaxienkern, bleibt für meine Optik jedoch in seiner Struktur weitgehend verborgen, auch nach 20 Minuten Belichtung/Stacking.

Zu lernen ist wieder einmal: Jedes Gerät zeigt ein anderes Bild und setzt die Objekte in eine andere Beziehung. Nach den Abbildungen wäre M95 die scheinbar größere Galaxie. Aber mit einer stärkeren Optik sehen wir, was wir auch wissen, dass M96 scheinbar größer ist. Und auch real ist M96 etwas größer.


28.03.24 - 21:00-21:45 - Leo-Triplett und Kaliforniennebel

Der Mond noch fast voll, geht aber erst um 22:30 Uhr auf. Für kurze Zeit ein für hiesige Verhältnisse (Kraichgaurand) sehr guter Himmel. Da möchte ich es auch einmal wieder mit dem Kaliforniennebel probieren.

Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung und Samttuch, Filter Hß 5,5 nm. Unistellar eVscope2. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Terrasse Ortsrand.

Ich lasse das eVscope das Leo-Triplett besuchen und halte parallel mit dem 110er Glas nach dem Kaliforniennebel und den Auriga-Haufen Ausschau. Westlich steht der Kaliforniennebel auf halber Höhe. Die Straßenbeleuchtung, vorbeifahrende Autos und Wohnungslichter sind extrem lästig zu dieser frühen Nachtstunde, ich setze daher das schwarze Samttuch (1 Quadratmeter) ein, umhülle damit Kopf und Fernglas, das funktioniert bei den gemäßigten Temperaturen gerade wunderbar. Trotz starkem Filter (Baader Hß 5,5 nm) kann ich von den Plejaden aus gut das Dreieck V 386 Per/HR 1223, HR 1215 (hell flirrend) und an der Spitze Menkib ausmachen sowie darüber die Kette von HD 279231 bis HD 24747 an der unteren Begrenzung des Kaliforniennebels. Und tatsächlich kann ich ihn heute sehen! Als schlierige Rauch-/Nebelfahne mit Aufhellungen oben und unten. Nicht spektakulär, aber immerhin.Galaxie NGC
              3628 - Hamburger Galaxy

Besonders schön heute für kurze Zeit, extrem feinkörnig, die drei Auriga-Haufen M37, M36 und M38, eingebettet im Milchstraßenband.

Parallel macht mir das eVscope schöne Bilder von M65, M66 und NGC 3628. Rätselhaft die Galaxie NGC 3628 (Abbildung) mit ihrer länglichen Zweiteilung (verursacht durch Staubbahnen), die ihr den Namen "Hamburger Galaxy" eingebracht hat. Wir sehen sie seitlich (edge-on), wie auch, etwas abgekippt, M65. Noch stärker gekippt zu uns ist M66, weshalb wir an ihr die Spiralstruktur am deutlichsten erkennen, heute mit besonderer Plastizität. Ein Strudel im Meer des Universums.

Das Wetter zur Zeit mit nur kurzen Wolkenfenstern bevorzugt "schnelle" Ausrüstungen wie Fernglas oder Ausrüstungen mit Autoalign und Streulichtunterdrückung wie das eVscope. Meist war im vergangenen Winterhalbjahr gar keine Zeit dafür, Standposition zu optimieren, Polausrichtung und Align zu machen.



10.04.2024 - 22:00-23:30 - Coma-Virgo-Galaxien-Haufen

Vor zwei Tagen war Neumond, die Bedingungen sind günstig, obgleich der Himmel stark aufgehellt ist. Immerhin ist es längere Zeit wolkenfrei. Vindemiatrix in der Jungfrau steht schon hoch genug für eine schöne Galaxientour dort.
M100 am
              10. April 2024 mit eVscope
Ausrüstung: Unistellar eVscope2. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Dachterrasse.

Wo man auch hinschaut zwischen Vindemiatrix in der Jungfrau und Denebola im Löwen hat man mit dem eVscope Galaxien im Blick - wenn man lange genug das Realzeit-Stacking laufen lässt. Eher stumm in ihrer majestätischen Klarheit bleiben mir Lichtkugeln wie die Riesengalaxie M87, die hellste Galaxie des Virgo-Clusters. Ihr Licht ist in dunklen Nächten auch im großen Fernglas schon gut zu erfassen. Allerdings ist die Lokalisierung nicht ganz einfach, da sich keine markanten Sterne in der Nähe befinden. Mit Starhopping kann man sich auf der Achse Diadem/Alpha CB und Omicron Vir rantasten. In ihrer Nähe zeigen sich im eVscope als ausgefranste Wattebäuschchen einige weitere Galaxien. Das Schauspiel lässt sich mit anderen Galaxien des Clusters wiederholen, aber dafür sind jeweils etwa 20 Minuten Stacking einzuplanen. Als Augenstreichler besuche ich abschließend die Mustergalaxie M100 (Abbildung), die sich uns ganz ausgebreitet präsentiert, im direkten Aufblick. Sie gehört zum Coma-Cluster. Links/östlich von ihr sind als Wattebäusche die Galaxien NGC 4322 und NGC 4328 zu sehen. Der helle Stern oben ist GAIA 39455...., ein Stern der 12. Klasse.



30.04.2024 - 21:30-24:00 - 10x10 Minuten Galaxienkoma

Klare, leider etwas helle Nacht - der Mond schon schlanker und unterm Horizont. Eine gute Gelegenheit, um mit dem eVscope in Frühlings-Galaxien zu ertrinken.

Ausrüstung: Unistellar eVscope2. APM 20x110 ED mit Aufhängung. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Terrasse Ortsrand und Loggia.

In einem Schnelldurchgang mit jeweils 10 Minuten Stackingzeit nehme ich die Black Eye Galaxie M64, die Nadelgalaxie NGC 4565, dazu NGC 4559 (Koi) und NGC 4725 (am rechten Bildrand zeigt sich NGC 4712), weiters M100, M99 (Coma Pinwheel), M98 und M88 ins Visier des eVscope und halte auch im Glas nach ihnen Ausschau. In der Nachbarschaft statte ich noch der Walfisch-Galaxie NGC 4631 und dem Hockeyschläger NGC 4657 einen Besuch ab.

Im Glas kann ich keine davon sehen, auch nicht die helle Riesengalaxie M87. Der Himmel ist beklagenswert aufgehellt. Damit kommen nur die Algorithmen des eVscope zurecht, meine Wahrnehmung nicht! Allerdings ist das an hellen Sternen arme Gebiet doch durch einige markante Sterngruppen besser zu erschließen als gemeinhin angenommen.

Zu M100 gibt es oben schon ein Bild, vom 10.04.2024. Die Proportionen sind nicht maßstäblich im Vergleich, da sonst die scheinbar kleineren Galaxien kaum mehr zu erkennen wären.

M 64 Black Eye M 88 M 98 M 99 NGC 4559 NGC 4565 NGC 4631 NGC 4656 NGC 4725



09.05.2024 - 23:00-23:45 - Virgo-Galaxien im Glas

Eine Idealnacht, nahe Neumond, klarer Himmel, die Leute früh zu Bett nach dem Feiertag - das bedeutet weniger Lichtverschmutzung. Unbedingt die Zeit nutzen aktuell, um die Coma-Virgo-Galaxien zu besuchen!

Ausrüstung: APM 20x110 ED, Aufhängung. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Loggia Ortsrand.

Ich sitze ohne großen Aufwand einfach im Gartensessel und schaue durch das große Glas nach den Galaxien westlich von Vindemiatrix. Ausgang ist der unübersehbare Arkturus, weiter zu Muphrid, Diadem (markante Asterismen; Visite beim Kugelhaufen M53) und schließlich Vindemiatrix. Die Nahorientierung gelingt sehr gut am von 33 Vir aus nach unten/Süden ausschweifenden Halbkreis und am schäg nach links unten weisenden Y um 39 Vir/Rho Vir. Oberhalb von 27 Vir ist eindeutig ein grau-fleckiger Bogen wahrzunehmen aus den Galaxien von M60 bis NGC 4567/NGC 4568. Eine packende Erfahrung, Einblick in einen magischen Galaxien-Bereich, der auch Fernglasastronomen dank erschwinglicher großer Gläser inzwischen problemlos zugänglich ist! Prägnant ist vor allem M60, dann schön erkennbar heute auch M59 und M58 und abschließend NGC 4567/4568 (von Ost nach West). Von hier aus kann es weitergehen nach oben/Nordwest, aber dazu fehlt mir heute sowohl die Zeit als auch der Ausblick - mein Dach ist im Weg, zügig zieht mir das Galaxienmeer Richtung West davon.

Es hat heute sehr geholfen, dass ich an Kugelsternhaufen immer wieder die Aufmerksamkeit für "Wattebäusche" geschult habe. So konnte ich zügig die schemenhaften Schimmer der Galaxien identifizieren.



25.06.2024 - 00:00-01:00 - Die Adler-Umgebung mit dem Glas

Die Nächte werden wieder kürzer, allerdings noch nicht spürbar. Am 20. Juni hatten wir die früheste Sonnenwende seit 200 Jahren. Und seit langer Zeit gab es wieder einmal eine durchgängig klare Nacht. Der Mond ist zwar noch stark (80%), er ging aber erst ab Mitternacht auf. Etwas früher anzufangen wäre sicherlich sinnvoll gewesen - aber aus einem Nachbargarten blendete wieder die Außenbeleuchtung, die kurz nach Mitternacht ausgemacht wurde.

Ausrüstung: APM 20x110 ED, Aufhängung. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Loggia Ortsrand.

In meinem Sichtfeld stand zentral der Adlerstern Altair. Von ihm aus konnte ich wunderbar nach oben bis zum Kleiderbügel, nach links/Osten bis zum Kugelhaufen M15 und nach rechts/Westen bis zu Antares schweifen. zum Wildentenhaufen M11 schweifen. Für die schönen Objekte im Milchstraßenband bei Schütze und Schild war das Mondlicht leider zu stark bzw. der Horizont zu nahe. Aber der Wildentenhaufen war strahlkräftig genug, um unmittelbar ins Auge zu fallen. Zunächst wirkte er wie ein Kugelhaufen, erst allmählich zeigte er im Glas seine komplexe Struktur, mit dem hellen Zentrum im Nordwesten, der Fundierung im Südosten und den seitlichen Ausschweifungen. Lange verweilte ich auch beim Kugelhaufen NGC 6934 im Delfin. Seine Lage oberhalb eines ägyptischen Kreuzes und seine intensive Ausstrahlung machen ihn für mich immer wieder zu einer erfreulichen Erfahrung. Sehr prägnant zeigte sich auch oben im Norden der Hantelnebel, M27.



05.08.2024 - 22:30-23:30 - Lagunen-Wanderung

Eigentlich bin ich hundemüde, aber die Nacht ist zu schön! Neumond gerade vorbei und der schwache Mond eh unter dem Horizont, dazu wolkenfrei! Der Himmel nicht wirklich dunkel, daher keine Nacht für Herz- und Seelen-Nebel, aber ich mache mich an die sommerliche Lagunen-Wanderung, die ich auch auf meiner Sternkarten-Seite ausführlich vorstelle.

Ausrüstung: APM 20x110 ED, Aufhängung. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Loggia Ortsrand.

Zu meinem großen Bedauern ist der Ptolemäus-Haufen M7 auch heute zu nahe am Horizont, als dass ich es erreichen könnte. Unterhalb des bläulichen Al Niyat beim golden strahlenden Antares ist nicht mehr viel zu sehen, auch nicht der Schmetterlingshaufen M6. Antares dafür umso prächtiger und bei ihm auch schön der kompakte Kugelhaufen M5. Weniger deutlich, aber unverkennbar Richtung Ost dann M19, einer der zahlreichen Ophiucus-Kugelhaufen. Nicht zu verfehlen durch einen dem Sternbild Pfeil ganz ähnlichen Asterismus, der von 26 Oph aus nach Südosten zielt. Besonders beeindruckend dann noch weiter östlich jenseits des Lagunen-Nebels der Kugelhaufen M22, der mir fast ins Fernglas springt, so präsent ist er. Unverkennbar macht ihn neben seiner Lichtstärke das Dreieck 24 Sgr, 25 Sgr und HD 170978, mit einem eingelagerten kleineren Dreieck. M28 dazwischen auch gut zu sehen, aber erheblich kleiner.

Der Lagunen-Nebel schimmert auch ohne Filter geheimnisvoll im großen Glas, Trifit schiebt nur die Sterne dort vor sich her, aber Omega-/Schwanennebel M17 und Adlernebel M18 sind wieder reich an Licht. Und ganz oben kommt noch vor meinem Dachfirst der wunderschöne Wildenten-Haufen M11 mit seinen beiden Lichtknoten ins Glas, stärker der obere, eleganter der untere. Ich kann nicht umhin, ich sehe dort einen Flaschen- oder Lampengeist ;-).

Genußvoll auch wieder der kleine Streifzug M23, M24, M25 - drei Offene Sternhaufen ganz unterschiedlichen Charakters, ausgebreitet von West nach Ost.



06./07.08.24 - 22:30-00:30 - Bei Kassiopeia

Heute gleich nochmal raus ehe wieder eine Schlechtwetterlage kommt und es danach Richtung Vollmond geht.

Ausrüstung: APM 20x110 ED, Aufhängung, UHC-Filter. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Weinbergsgelände.

Ich wollte endlich den Ptolemäus-Haufen sehen, bin eigens dazu hoch auf den Hügel. Aber kaum hatte ich Aufhängung, Stuhl, Tisch aufgebaut, kam auch die - prognostizierte - Bewölkung im Südosten in Horizontnähe hoch und verschluckte den Haufen. Und die Stechmücken hätten mich fast aufgefressen! Also erstmal wieder nach Hause, Repellent holen - was ich extrem selten verwende, aber heute ists notwendig! Danach nochmal die Lagunen-Wanderung, nun mit Filter bekomme ich etwas mehr Lichtschein der drei großen Nebel (Lagunen, Omega, Adler) als gestern. Kleiner Spaziergang bei Altair: Kleiderhaken, Hantelnebel, Delphin, Kugelhaufen NGC 6934 über dem Tau-Kreuz/Andreaskreuz mit HD 196025 im Kreuzungspunkt, berückend dann der Kugelhaufen M15 in seinem Heimatdreieck bei Enif.

Dann rüber in den Nordosten zu Kassiopeia, unglaublich prägnant - ohne Filter - der Eulen-Haufen/ET bei Ruchbah. Auch mit Filter kann ich vom Herznebel (IC 1805) unter Segin leider nur Ahnungen seiner hufeisenförmigen Haupt-Schlieren bekommen. Auffinden kann ich ihn gut vom Haufen St 2 aus über den Haufen Mk 6 - den ich als kleine Sternkette wahrnehme, verbunden mit einer Sternkette nach Süden (SAO 12308 - HD 15382 - HD 236966 - V 790 Cas) zu einem Schürhaken. Dieser Schürhaken markiert heute die Westgrenze des Herznebels. Große Freude am Doppelhaufen Ha-Chi in der Nähe, der auch mit Filter noch sehr gute Orientierung bietet. Wie eine Schar Lichtgeister kommen die beiden daher, ein Schwarm Glühwürmchen - keineswegs so scharf geschieden wie Fotos dies oft zeigen. Besonders schön ohne Filter, nicht abgedämpft, lebendig, wuselig.



08.08.2024 - 22:30-23:15 - Ptolemäus-Haufen

Mond noch immer schwach und geht früh unter. Wunderbare Aufklarung nach bewölktem Tag. Extreme Lichtverschmutzung am Horizont, Richtung Süden am Geringsten, wo der Ptolemäus-Haufen steht. Eigens für den fahre ich kurz hoch auf die Erhebung hinter der Burg.

Ausrüstung: Fujinon 10x50 und TS-Optics 15x70. Standort: Bruchsal-Obergrombach, Weinbergsgelände.

Ich finde den Ptolemäushaufen M7 recht zügig im 15x70er, kann ihn aber zunächst schlecht halten. Die Orientierung im diffusen Horizontlicht ist schwierig. Einfach aufzufinden ist der Lagunen-Nebel mit Trifit in der Nähe. Der Lagunen-Nebel erscheint im 15x70er Glas wie ein Luftschiff, Trifit und einige Nachbarsterne zeichnen einen Deichselwagen an den Himmel. An den beiden nehme ich immer wieder Anlauf, um nach unten streifend M7 zu finden. Von M7 aus ist auch der Schmetterlingshaufen M6 gut zu finden. Allerdings nur bei ganz behutsamen Glasbewegungen, sonst verhuscht sein spärliches Licht im Hintergrundlicht. Wenn ich die beiden habe und ruhig eine Weile schaue, werden sie schön prägnant. Ptolemäus mit einigen Nachbarsternen als weit ausgreifender Redner, Butterfly als flimmernde Fledermaus. Bei den Bedingungen jetzt wird der Licht-Unterschied der beiden Gläser schon sehr deutlich. Mit dem 20x70 sehe ich wesentlich besser, es treten die Sterne der beiden tiefstehenden Haufen klarer hervor. Beim Lagunen-Nebel dagegen macht sich die höhere Brillanz des Fujinon positiv bemerkbar.

Kurzum, es hat sich gelohnt, heut nochmal kurz rauszufahren. Das war sicherlich eine der letzten Gelegenheiten in diesem Jahr, den Ptolemäus-Haufen zu besuchen. Und eine ausgezeichnete Sehschulung: Etwas sehen, wo im Darüberhuschen nichts zu sehen ist.



25.08.2024 - 21:30-22:30 - Bärengalaxien

Die Rahmenbedingungen werden besser, da die Sonne nun bereits weit vor 21 Uhr untergeht. Der Mond ist zwar noch recht hell, geht aber spät erst auf. Heute war der Himmel auffallend dunkel, und weil es eher kühl war, hatte ich auch keine Probleme mit Stechmücken. Vom Sternenstand sind die Bedingungen gerade extrem weit gefächert, es gibt alles zu sehen in schönen Exemplaren, Galaxien, Nebel, offene Haufen, Kugelhaufen - fast das ganze Milchstraßenband ist bequem abzuwandern.

Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung und Abdunkelungstuch. Standort: Weinberge bei Bruchsal-Obergrombach.

Ich wollte im Westen anfangen und dann nach Osten wandern. Begonnen habe ich mit den beiden prominentesten Bärengalaxien, M51 und M101, die trotz Sonnenrestlicht im Nordwesten und Rheinschiene-Licht sehr gut auszumachen waren im 110er Glas. Beide sind auch durch ein markantes Sternenumfeld gut aufzufinden. M51 und seinen Nachbarn NGC 5195 konnte ich problemlos über das Dreieck HD 117815, HD 118019 und HD 117377 anpeilen. Die beiden zeigten sich als eiförmiger Wattebausch mit zwei Helligkeitszentren. Etwas weniger klar, dafür diffus ausgedehnter konnte ich M101 bei HD 122601 und HD 122865 ausmachen. Dann kamen immer mehr Wolkenschlieren im Westen, früher als prognostiziert, und im Osten/Südosten zog stärkere Bewölkung auf, so dass ich abbrach und noch einige Zeit nur den zügig mit flockigen Wolken gefüllten Himmel mit eingebetteten Sternen betrachtete, ohne Glas. War auch schön!



27.08.2024 - 22:30-24:00 - Nebel bei Schwan und Kassiopeia

Für unsere Verhältnisse (im Lichtverschmutzungs-Dreieck Straßburg-Mannheim-Stuttgart) ein fast perfekter Himmel, wolkenfrei und - relativ - dunkel. Das Milchstraßenband ist sehr gut als strukturiertes Helligkeitsband auszumachen, mit dem Schwan als zentralem "Zugvogel".

Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung, UHC-Filter, OIII-Filter und Abdunkelungstuch. Standort: Weinberge bei Bruchsal-Obergrombach.

Ich habe mir drei Nebelkomplexe vorgenommen, Cirrusnebel/Schleiernebel, Nordamerikanebel und Herz-Seele-Nebel. Leider gibt es dort wo sie gerade stehen die starke Horizonthelligkeit von B35 und Heilbronn her. Begonnen habe ich beim Schleiernebel, der über Gienah (unverkennbar durch die Sternpaare, die ihn überwölben) und 52 Cygni gut aufzuspüren ist. Allerdings habe ich selbst mit indirektem Sehen vom westlichen Teil mit UHC keine klare Struktur gesehen. Auch der mittlere Teil blieb diffus, dafür habe ich den östlichen Nebel, NGC 6992-95, sehr plastisch und in deutlicher Gestalt genießen können. Mit OIII wurden dann alle drei Bereich anschaulich und strukturreich, was sich mit den Erfahrungen von Dave Knisely deckt. Vom Nordamerikanebel bei Deneb konnte ich die obere, südwestlich gekippte Grenzlinie mit der Einbuchtung bei der Hudson Bay mit beiden Filtern gut ausmachen, darunter aber blieb die Struktur diffus, mit OIII war der Eindruck etwas besser. Herz- und Seele-Nebel konnte ich zwar von Segin und dem Doppelhaufen Ha-Chi-Persei aus gut lokalisieren - gesehen habe ich von den beiden aber fast nichts, unabhängig vom Filter.

Nebenbei nehme ich den Nordamerikanebel eher als USA wahr, mit sehr gerader nördlicher Grenzlinie und Hudson Bay dann als nicht ganz korrekter Einbuchtung bei den Großen Seen. Keines der Bilder stimmt so ganz, wie man auch auf den Fotografien des Nebels sehen kann.



14.09.2024 - 21:30-22:00 - Mond

Immer wieder aufreißende Bewölkung mit Höhenwinden. Mond bei 85%.

Ausrüstung: Fujinon 10x50 freihand. Standort: Loggia Ortsrand Bruchsal-Obergrombach.

Mal wieder ein schöner Abend für etwas Mond- und Wolkenkino. Es ist immer wieder neu für mich erstaunlich, wie qualitativ völlig anders der Anblick des Mondes mit einer Wolkenumgebung ist im Fernglas als mit dem bloßen Auge. Als betrachte man einen alten Film mit einer dramatischen Nachtszene. Und für diese bereichernde Erfahrung genügen ein Fernglas und ein bequemer Sitz! Nebenbei lassen sich auch die wichtigsten Mondkrater und Mondmeere rekapitulieren. Und in einem aufreißenden Wolkenfenster erschien wunderschön eines meiner liebsten Sternbilder, der Delphin, meine Suppenterrine. Gelegentlich flammte auch Saturn auf.



26.09.2024 - 22:30-23:30 - Milchstraße

Sensationelle Nacht, diese Klarheit hatte ich zuletzt im Karwendel-Gebirge vergangenes Jahr im Sommer! Der Mond 1/4, Aufgang erst nach Mitternacht.

Ausrüstung: Fujinon 10x50 freihand. Standort: Gelände Ortsrand.

Einfach nur schauen! Kassiopeia und ihre Umgebung stehen wunderbar im Osten/Nordosten. Auch ohne Filter ist vom Herznebel mehr zu sehen als in "normalen" Nächten mit Filter! Ein Sternenrausch, ein Geschenk! Allerdings ein fragiles, immer wieder Wolken und gegen Mitternacht, als ich die Filter aufgesetzt habe, zieht die Bewölkung zu. Nun denn, schön wars trotzdem!



02.10.2024 - 22:30-23:30 - Bei Kassiopeia

Neumond, um 19 Uhr untergegangen, mit der Sonne. Lichtverschmutzung hoch (morgen ist Feiertag). Immer noch Kassiopeia-Zeit, wunderbar steht sie im Osten.

Ausrüstung: APM 20x110 ED mit Aufhängung, OIII-Filter und Abdunkelungstuch. Standort: Dachterrasse Bruchsal-Obergrombach.

Vom prächtigen Doppelhaufen Ha-Chi-Persei ausgehend zu Herz- und Seelennebel, die einigermaßen zu erkennen sind mit Filter, zwei Bögen beim Herznebel, ein oberer flacher und ein südöstlicher stark gerundet, beim Seelennebel eher zwei gegeneinander versetzte bauschige Bänder mit senkrechter Tendenz. Besuch bei zweien meiner Lieblinge: dem Eulenhaufen/ET bei Ruchbah, Kembles Kaskade in der Giraffe. Schön auch M34, ein Offener Sternhaufen, der im Glas als großer hellgrauer Fetzen/Bausch mit einzelnen identifizierbaren Sternen erscheint.



29.10.2024 - 03:00-04:00 - Haufentour zwischen Zwillingen und Kassiopeia

Ein nächtliches Aufwachen lässt mich einen zu schönen Himmel sehen, kein Mondlicht stört, die Luft trocken.

Ausrüstung: Fujinon 10x50. Standort: Bruchsal-Obergrombach, ortsnahes Gelände.

Im Süden glüht Mars bei Kastor und Pollux, auf den ersten Blick eine Dreierformation, die da aber gar nicht hingehört, bei Orion. Am rötlichen Schimmer wird klar: der Dritte im Bunde muss Mars sein. Orion steht wunderbar da und macht das Sprungbrett für eine kleine Haufen-Tour, von den Hyaden um Aldebaran über die Plejaden und den Alpha-Persei-Haufen um Mirfak hin zu Ha-Chi-Persei als doppeläugigem Höhepunkt. Den kleinen aber besonders attraktiven Eulenhaufen ("ET") bei Ruchbah in Kassiopeia kann ich leider nicht gut ausmachen, von der Rheinebene her im Westen kommt zu viel Licht.



03.11.2024 - 22:30-23:45 - Auriga/Fuhrmann

Zunächst guter Himmel, dann zunehmende Feuchtigkeit in der Luft, Höfe um die Sterne.

Ausrüstung: APM 20x110, Aufhängung, Baader H-Beta-Filter 5,5 nm, Abdunkelungstuch. Standort: Dachterrasse Bruchsal-Obergrombach Ortsrand.

Ich versuche es wieder einmal mit dem Kaliforniennebel. Immerhin sehe ich mehr Helligkeit dort als bisher, eine Täuschung ist ausgeschlossen, aber es bleibt bei einer eher formlosen länglichen Schliere mit Verdickungen. Ob solche Fernglas-Schlieren 370 Euro für das Filterpaar wert sind, muss jeder für sich entscheiden. Der im Fernglas ganz ähnliche Schleier-Nebel ist zu seinen Zeiten günstiger und besser zu sichten mit UHC oder OIII. Dann nehme ich die Beta-Filter ab und genieße den Blick auf Jupiter mit seinen vier Galilei-Monden, mit 108 Tau als "Fünftem" scheinbar aus der Reihe tanzend. Den Transit von Io erwische ich noch im Auslauf. Danach spaziere ich zu den Kugelhaufen in Auriga, von Jupiter lässt sich gerade schön zu Elnath springen und von dort zum leicht gekrümmten Auriga-Barren, der prächtig leuchtet mit den Auriga-Sternen 16 bis 19. Neben dem Auriga-Barren springen M38 und NGC 1907 geradezu ins Objektiv. Etwas tiefer zeigen sich unverwechselbar M36 und schließlich M37. M38 (Starfish) weit ausgreifend, optisch verflochten mit NGC 1907, M36 (Pinwheel) konzentrierter und gut aufzulösen, M38 schimmernd und flirrend.

Auriga hat auch einige schöne Sterne, die ich kurz besuche. Capella gehört zu den drei hellsten Sternen am Nordhimmel - und sie hat drei leuchtstarke "Schafe", ihre "Kinder" bei sich: Al Anz, Haedus I und II. Haedus I und II bestechen durch ihren Farbkontrast, Orange-Blau. Auch einer meiner Lieblingssterne wandert mit dem Fuhrmann, Al Kab, ein intensiv glühender orangener Riese. Nach etwas genüsslichem Schweifen im Milchstraßen-Band packe ich ein.